Kimbell Art Museum kauft Chardins „Stillleben mit Melon“

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Als Jean Siméon Chardins Gemälde „Die angeschnittene Melone“ im Juni 2024 bei Christie’s in Paris zur Versteigerung kam, war es das letzte Spitzenwerk französischen Stilllebenmalers, das sich noch in privater Hand befand. Ein Werk der Superlative, denn auch die vergleichsweise kurze Provenienzliste führte erlesene Namen auf. Es gehörte einst dem Chardin-Verehrer François Martial Marcille, bis es 1876 von der Baronin Charlotte de Rothschild erworben wurde. Seither war das 1760 entstandene ovale Gemälde mit Sommerfrüchten, in die man am liebsten hineinbeißen würde, in Besitz der Familie verblieben.

Bei der Versteigerung wetteiferten zwei Bieter um „Die angeschnittene Melone“, bis das vorab auf acht bis zwölf Millionen Euro geschätzte Werk zum Rekordpreis von 23 Millionen Euro einen privaten Sammler zugeschlagen wurde. Kein Kunstwerk erreichte im vergangenen Auktionsjahr in Frankreich einen höheren Preis.

Im Dezember wurde bekannt, dass der Gewinner des spannenden Bietergefechts, der in St. Moritz und Monaco ansässige Immobilieninvestor Nanni Bassani Antivari, das von ihm ersteigerte Toplos nicht bezahlt hatte. Als Sammler von Altmeisterwerken war er bislang nicht in Erscheinung getreten. Christie’s erhob nach mehrfachen Zahlungsaufforderungen Klage gegen den gebürtigen Italiener.

Die Geduld des Museums wird belohnt

Als Unterbieter war bei der Auktion das Kimbell Art Museum beteiligt gewesen. Die namhafte Institution aus dem texanischen Fort Worth hatte schon 2022 versucht, ein Hauptwerk Chardins für ihre Sammlungen zu ergattern – ohne Erfolg. Denn das bei Artcurial in Paris von dem Museum ersteigerte Gemälde „Körbchen mit Walderdbeeren“ wurde nach der Auktion mit einem staatlichen Vorkaufsrecht belegt und – so erlaubt es die französische Regelung des Kulturgutschutzes – schließlich für den Preis von 24,4 Millionen Euro brutto vom Louvre akquiriert.

Nachdem Nanni Bassani Antivari den Kaufpreis von 26,7 Millionen Euro mit Aufgeld für das von ihm ersteigerte Gemälde „Die angeschnittene Melone“ nicht rechtmäßig bezahlt hatte, trat das Kimbell Art Museum in private Verhandlungen mit den Einlieferern und kaufte das Gemälde aus der Rothschild-Familie für einen ungenannten Preis.

Christie’s war, wie das Museum mitteilt, an der Transaktion nicht beteiligt. Das Auktionshaus äußert sich nicht dazu, ob es juristisch weiterhin gegen den italienischen Unternehmer Bassani Antivari, der mit hohen Schulden belastet ist, vorgehen will. Die Verkaufssumme für den von ihm dann doch nicht erworbenen Chardin ist in die Umsatzzahlen des Unternehmens eingeflossen, muss aber nun vom für 2024 angegebenen Jahresbrutto von 5,7 Milliarden Dollar abgezogen werden.

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