Der Vermittlerstaat Katar sieht bei den jüngsten Gesprächen zur Beendigung des Gazakriegs keine Fortschritte. »Die Gesprächsrunden der vergangenen Wochen haben uns leider nirgendwohin geführt«, sagte der katarische Premierminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani bei einem Wirtschaftsforum in Katars Hauptstadt Doha.
Es gebe eine »grundlegende Lücke« zwischen den beiden Konfliktparteien. Während eine Seite mit der Hoffnung auf einen späteren umfassenden Deal lediglich auf eine Teilvereinbarung hinarbeite, strebe die andere Seite ein einmaliges Abkommen an, das den Krieg beendet und zur Freilassung aller Geiseln führt. »Diese Kluft konnten wir nicht überbrücken – trotz verschiedener Vorschläge«, so Al Thani.
Die von den USA, Ägypten und Katar vermittelten indirekten Gespräche zwischen Israel und der islamistischen Hamas stocken schon seit Monaten. Die Hamas besteht dabei auf einem endgültigen Ende der Kämpfe. Israel zielt zunächst auf eine Feuerpause ab, in der die Geiseln freigelassen würden.
Ein Team israelischer Unterhändler ist seit einer Woche erneut in Katars Hauptstadt. Dort haben die Hamas und Israel indirekt über ein weiteres Abkommen für eine Waffenruhe, die Freilassung der verbleibenden Geiseln im Gazastreifen und palästinensischer Gefangener in israelischen Gefängnissen gesprochen.
Netanyahu erwägt offenbar, Verhandler abzuziehen
Der israelische TV-Sender Kan berichtete, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erwäge, die israelische Delegation aus Doha noch am Dienstag abzuziehen. Sollte es keine Fortschritte bei den Verhandlungen geben, würde er das Team zurückschicken.
Die Diplomaten seien nur vor Ort, um den USA Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren, wie Kan unter Berufung auf ein anonymes Mitglied der Delegation berichtet. Offizielle Angaben von Netanyahus Büro gab es dazu zunächst nicht.
Al Thani äußerte scharfe Kritik an Israels Vorgehen. »Diese andauernde Kampagne ist unerträglich geworden, und dennoch rufen wir als Staaten weiter zu Frieden und friedlichen Lösungen auf. Nichts scheint dieses Verhalten zu stoppen«, betonte er. Israels Verhalten würde nur noch mehr Wut in der Bevölkerung hervorrufen, nicht staatlichen Akteuren zusätzliche Legitimität verleihen und die Narrative von Extremismus und Terrorismus weiter anheizen.