Erstmals seit der Blockade des Gazastreifens durch die israelische Armee können die Vereinten Nationen wieder Hilfslieferungen in das Gebiet bringen. Wie der Uno-Nothilfekoordinator Tom Fletcher in New York mitteilte, dürfen zunächst neun Lastwagen mit Hilfsgütern durch den Kerem-Schalom-Grenzübergang in den Gazastreifen fahren.
Fletcher nannte die Genehmigung einer Wiederaufnahme von »begrenzten« Hilfen durch Israel eine »willkommene Entwicklung, die weiter gelten muss«. Und fügte hinzu: »Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu dem, was dringend benötigt wird, und ab morgen früh müssen deutlich mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen können.«
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»Um Plünderungen einzudämmen, muss es regelmäßige Lieferungen von Hilfsgütern geben, und den humanitären Helfern muss erlaubt werden, mehrere Routen zu benutzen. Kommerzielle Güter sollten die humanitäre Hilfe ergänzen«, sagte er in seiner Erklärung.
Seit Anfang März hatte Israel keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen gelassen. Das Land wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren. Am Sonntag hatte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu überraschend angekündigt, wieder Hilfslieferungen in das Gebiet zuzulassen.
Mehl, Babynahrung und Treibstoff
Die Grundversorgung mit Lebensmitteln erfolge auf Empfehlung der Armee und um sicherzustellen, dass es zu keiner Hungersnot komme, hieß es in der Erklärung. In seiner Videoansprache betonte Netanyahu zudem, dass die Entscheidung, wieder Hilfsgüter in den Gazastreifen zu lassen, getroffen worden sei, da dies zur Sicherung der internationalen Unterstützung wichtig sei.
Aus Netanyahus Regierungskoalition hatte es zuvor heftige Kritik an der Entscheidung gegeben. Israels Staatspräsident Isaac Herzog lobte die Entscheidung des Sicherheitskabinetts. Sie sei entscheidend, »damit wir in dieser Tragödie unsere Menschlichkeit bewahren können«.
In einer Videoansprache hatte Israels Regierungschef am Vormittag betont, dass zunächst nur eine minimale Menge an Lebensmitteln in das Gebiet kommen werde.
Künftig sollen Hilfsgüter wie Mehl, Babynahrung und Treibstoff israelischen Medienberichten zufolge zunächst wie zuvor mithilfe internationaler Organisationen in den abgeriegelten Küstenstreifen kommen, bis Ende des Monats ein geplanter neuer Mechanismus der Verteilung vor Ort umgesetzt wird.
Israel will neuen Mechanismus für humanitäre Hilfe
Berichten zufolge sollen Güter dann nur noch von wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt werden. Die Uno hatte den neuen Mechanismus kritisiert, unter anderem weil Zivilisten auf dem Weg zu den Verteilungszentren ins Kreuzfeuer geraten könnten. Netanyahu kündigte an, dass die ersten Zentren in den kommenden Tagen ihren Betrieb aufnehmen würden.
Die Verteilungszentren sollen laut der »Times of Israel« in einer neuen »humanitären Zone« in der Gegend der Stadt Rafah im Süden des Gebiets errichtet werden. Menschen, die diese Zone betreten, würden vorher von Israels Armee kontrolliert, hieß es. Das israelische Militär wolle auf diese Weise verhindern, dass Mitglieder der Hamas das Gebiet betreten.
Neue Großoffensive im Gazastreifen
Vor wenigen Tagen hatte Israels Armee eine neue Großoffensive im Gazastreifen begonnen. Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe massive Angriffe auf Ziele in dem Gebiet. Inzwischen sind dort auch Bodentruppen im Einsatz. In der vergangenen Woche wurden an mehreren Tagen jeweils Dutzende Tote täglich aus dem Gazastreifen gemeldet.
Israels Armee forderte zudem Anwohner der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets wegen eines bevorstehenden »beispiellosen Angriffs« auf, von dort zu fliehen. Das israelische Militär will in dem Gebiet eigenen Angaben nach gegen Terrororganisationen vorgehen. Chan Junis ist die zweitgrößte Stadt im Gazastreifen. Ein Armeesprecher teilte mit, das Militär wolle die Zivilbevölkerung zu ihrer Sicherheit aus Gefahrenzonen herausholen. Die Notlage der Menschen nach mehr als anderthalb Jahren Krieg dürfte sich weiter verschlimmern.