Israel-Entscheidung wird zur Kanzlerfrage: Söder – der Mann hinter der Kritik an Merz

vor 2 Tage 2

Friedrich Merz in der Defensive: Seine Israel-Entscheidung hat nicht nur Aufsehen erregt, sondern auch Unmut hervorgerufen. Besonders unionsintern. Der Kanzler bemüht sich gerade mühselig, die Kritiker wieder einzufangen. Ob das bei dem einen in München klappt, CSU-Chef Markus Söder?

Merz und Söder, diese beiden: als Chefs der Schwesterparteien Partner und Konkurrenten. Entsprechend ist ihr Verhältnis. Söder denkt allerdings schon länger, dass er besser könnte. Jetzt wird er sich von Merz’ Verhalten ein weiteres Mal bestätigt fühlen.

Der Franke hat erheblich mehr politische Erfahrung

Nun hat der Franke auch erheblich mehr politische Führungserfahrung als der Kanzler. Söder ist ein paar Jahre bayerischer Regierungschef, davor war er mehrmals Minister, Generalsekretär der CSU außerdem.

Merz’ Vorgehen nagt aber nicht bloß an Söders Selbstwertgefühl. Sondern es trifft einen wirklich empfindlichen inhaltlichen Punkt: In ihrer Solidarität mit Israel will sich die CSU von niemandem überbieten lassen. Die „Staatsräson“ gehört inzwischen zu ihrer politischen DNA. Und das soll auch so bleiben. Wenig ist Söder wichtiger.

Im Falle des Stopps von Rüstungsgütern an den Staat Israel lässt der CSU-Chef gerade von seinen Gefolgsleuten in Berlin, angeführt vom Landesgruppenchef, Signale senden, wie sehr er sich ärgert.

Bei dieser Entscheidung übergangen worden sein, ist für ihn mehr als ein Lapsus. Nach dem Motto: Kann schon mal passieren. Das könnte man ja gerade noch hinnehmen. Doch dafür ist die Sache national und international zu wichtig.

Seehofer kann aus einer Zeit als Ministerpräsident vor Söder einiges erzählen, wie der ihn mit ‘Schmutzeleien’ zermürbt hat.

Stephan-Andreas Casdorff

Die Erfahrung mit Söder lehrt: Derlei Zurücksetzung lässt er nicht auf sich beruhen. Wie sauer Söder ist, zeigt die Kolportage, dass er Merz ein ähnliches Verhalten anlastet wie der damaligen Kanzlerin Angela Merkel. Die CDU-Vorsitzende ließ 2015 in der Flüchtlingskrise die Grenzen öffnen, ohne den seinerzeitigen CSU-Chef – das war Horst Seehofer – in die Entscheidung einzubeziehen. Das war aus CSU-Sicht der Sündenfall schlechthin. Bisher.

Der bayerische Ministerpräsident ist nachtragend – und dazu noch ein geriebener Politiker. Will sagen: Er kann Politik, in jeder Hinsicht. Seehofer kann aus einer Zeit als Ministerpräsident vor Söder einiges erzählen, wie der ihn mit „Schmutzeleien“ zermürbt hat.

Das lange Schweigen in München lässt da nichts Gutes ahnen – nichts Gutes für Friedrich Merz. So schnell wird der Kanzler nicht aus der Defensive herauskommen.

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