Iran könnte laut IAEA-Chef Rafael Grossi binnen Monaten wieder Uran anreichern

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Nach den US-Angriffen auf drei iranische Atomanlagen ist das genaue Ausmaß der verursachten Schäden noch immer unklar. Und solange keine unabhängigen Beobachter ins Land gelassen werden, wird sich daran wohl auch nichts ändern. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, schätzt jedoch, dass Iran bereits in einigen Monaten wieder mit der Anreicherung von Uran beginnen könnte. Das sagte er in einem Interview mit dem US-Sender CBS, das am Sonntag ausgestrahlt werden soll (das vollständige Transkript finden Sie hier ).

Die Iraner könnten »binnen Monaten« oder sogar »weniger« wieder mit einigen Kaskaden von Zentrifugen Uran anreichern, sagte Grossi. Erstens sei es an den Atomanlagen zu keinem »Totalschaden« gekommen, und zweitens verfüge Iran weiterhin über die industriellen und technologischen Kapazitäten. »Wenn sie es also wollen, können sie wieder damit anfangen.«

IAEA-Chef Grossi (am Mittwoch in Paris)

IAEA-Chef Grossi (am Mittwoch in Paris)

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Gonzalo Fuentes / REUTERS

Abgesehen davon sei unbekannt, was nach den Bombardements aus den schätzungsweise gut 408 Kilogramm Uran geworden sei, die Iran bereits auf einen Grad von 60 Prozent angereichert hatte. »Wir wissen nicht, wo dieses Material sein könnte«, sagte der IAEA-Chef. (Mehr dazu erfahren Sie hier .) Ein Teil des hoch angereicherten Urans sei womöglich bei den Angriffen zerstört worden, sagte Grossi, »aber etwas davon könnte fortgebracht worden sein«.

Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf Iran gestartet und dies mit dem fortgeschrittenen iranischen Atom- und Raketenprogramm begründet. Iran überzog Israel seinerseits mit massiven Angriffswellen. Die USA griffen schließlich vor einer Woche in den Krieg zwischen Israel und Iran ein und bombardierten die iranischen Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan. Am Dienstag trat nach zwölf Tagen Krieg eine Waffenruhe zwischen Israel und Iran in Kraft.

Nach den Angriffen ist umstritten, wie schwer das iranische Atomprogramm getroffen wurde. US-Medien hatten unter Berufung auf einen vorläufigen Geheimdienstbericht berichtet, die Angriffe hätten das iranische Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen und die iranischen Zentrifugen sowie die Vorräte an angereichertem Uran seien nicht vollständig zerstört. US-Präsident Donald Trump wies die Berichte als Fake News zurück. Nach seiner Darstellung wurde das iranische Atomprogramm um »Jahrzehnte« zurückgeworfen.

Trump zu Irans angereichertem Uran: »Sie haben überhaupt nichts weggebracht«

Am Wochenende bekräftigte er seine Einschätzung, dass Iran seine Uranvorräte vor den Angriffen auf die Atomanlagen nicht fortgebracht habe. »Das ist sehr schwierig, außerdem haben wir kaum Vorwarnung gegeben«, sagte Trump laut vorab veröffentlichten Auszügen in einem Interview für die Fox-News-Sendung »Sunday Morning Futures« . »Sie haben überhaupt nichts weggebracht.«

Beim Nato-Gipfel in Den Haag hatte Trump für die kommende Woche neue Atomverhandlungen mit Teheran angekündigt. Ob und wann diese stattfinden, ist allerdings unklar. »Iran will sich treffen«, sagte Trump dazu in Washington. Der iranische Außenminister Abbas Araghchi bestritt dagegen, dass Teheran an den Verhandlungstisch zurückkehren will.

Das iranische Parlament hatte am Mittwoch dafür gestimmt, die Zusammenarbeit mit der IAEA auszusetzen (hier  erfahren Sie mehr darüber, was passiert, wenn Iran keine Atomkontrolleure mehr ins Land lässt). Iranische Offizielle hatten in den vergangenen Tagen der IAEA und Grossi vorgeworfen, wegen ihrer Berichte über das iranische Atomprogramm eine Mitschuld an den Angriffen Israels und der USA auf Iran zu tragen.

Grossi betonte in seinem Interview mit CBS nun mehrfach die Notwendigkeit, dass IAEA-Inspekteure ihre Arbeit wieder aufnehmen und die iranischen Atomanlagen nach den Angriffen besichtigten. Nach den Militärschlägen werde es eine langfristige Lösung geben müssen, »die nur diplomatisch sein kann«.

US-Außenminister Marco Rubio sprach sich am Samstag für einen Besuch von IAEA-Inspektoren in Iran aus. Die USA unterstützten eine Überprüfung und Überwachung des iranischen Atomprogramms durch die IAEA, erklärte Rubio bei X  und lobte Grossi und seine Organisation für »ihren Einsatz und ihre Professionalität«.

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