Das Intel-Management will nur noch Produktideen zur weiteren Entwicklung freigeben, die absehbar eine Bruttomarge von mindestens 50 Prozent erreichen. Das heißt, künftige Prozessoren und andere Chips müssen doppelt so viel Umsatz machen, wie sie in der Produktion Geld kosten.
Das ist eine der Maßnahmen, mit denen der Chef Lip-Bu Tan Intel wieder rentabel machen will. Er hat im März 2025 den CEO-Posten von Pat Gelsinger übernommen. Über die strikteren Entwicklungspläne sprach Intels Leiterin der Produktsparten, Michelle Johnston Porthouse, auf der Global Technology Conference der Bank of America. Der Fokus auf 50 Prozent Bruttomarge geht laut ihr von Lip-Bu Tan aus; er sei da hochkonzentriert ("laser focused"). Transkripte stellen Investing.com und Seekingalpha bereit.
Aktuell steht Intel bei einer konzernweiten Bruttomarge von 36,9 Prozent. Pro US-Dollar, den die Produktion kostet, macht Intel also rund 1,61 US-Dollar Umsatz. Das reicht nicht für schwarze Zahlen – derzeit verliert Intel Hunderte Millionen bis über eine Milliarde US-Dollar pro Quartal.
Vor AMDs Aufschwung mit den Ryzen- und Epyc-Prozessoren verbuchte Intel üblicherweise Bruttomargen von mehr als 60 Prozent. Das machte den Chiphersteller damals für Anleger interessant. Dank der teuren KI-Beschleuniger kommt Nvidia inzwischen auf mehr als 70 Prozent Bruttomarge. Das entspricht mehr als 3,50 US-Dollar Umsatz pro ausgegebenem US-Dollar. AMD steht bei rund 50 Prozent.
Keine Weiterentwicklung bei Ausblick unter 50 Prozent
Porthouse führt aus: "Wenn Sie ein Produkt haben und unsere Entscheidungsmatrix durchlaufen, erhalten Sie keine Genehmigung, wenn Sie mir nicht zeigen können, dass Sie auf der Grundlage einer Reihe von Branchenerwartungen und Durchschnittspreisen eine Bruttomarge von über 50 Prozent erzielen können. Das hätten wir wahrscheinlich schon vorher so machen sollen, aber jetzt haben wir es. Das Produkt wird nicht weiterentwickelt und Ihnen werden keine Ingenieure zugewiesen, wenn die Bruttomarge künftig nicht mindestens 50 Prozent beträgt."
"Ich glaube, dass unsere zukünftigen Produkte alle dieses Ziel erreichen können. Letztendlich kommt es meiner Meinung nach darauf an, dass man im Produktlebenszyklus sehr diszipliniert vorgeht und von Anfang an Produkte entwickelt, die dieses Ziel erreichen", führt Porthouse aus. "Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht schaffen sollten, aber wir müssen intern einige Dinge ändern."
Weniger CPU-Steppings
Im Falle von Prozessoren will Intel den Validierungsaufwand verstärken, damit selbst die frühen Chipversionen zuverlässiger laufen. Dadurch sollen seltener als bisher Anpassungen am Chipdesign notwendig werden – sogenannte neue Steppings. Sie verzögern potenziell die Markteinführung und kosten Geld, weil sie überarbeitete Belichtungsmasken voraussetzen.
Zudem untermauert Porthouse so noch einmal, dass von Intel nur noch selten ungewöhnliche Chipkonstrukte kommen dürften. Beim Mobilprozessor Lunar Lake etwa verbessert der Speicher direkt auf dem CPU-Träger zwar die Signalqualität und Effizienz. Allerdings räumte der Hersteller bereits ein, dass diese Konstruktion wirtschaftlich wenig sinnvoll ist.
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(mma)