Angela Merkel hat in ihrer politischen Karriere vier Bundestagswahlkämpfe als Kanzlerkandidatin von CDU und CSU angeführt. Gewonnen hat sie alle. Nun könnte auch Friedrich Merz davon profitieren. Nach ihrem Ausscheiden als Regierungschefin 2021 wird sie ihren einstigen Widersacher und wahrscheinlichen Nachfolger als Unionskanzler im Wahlkampf unterstützen.
„Ich habe zugesagt, im Januar zum Neujahrsempfang der CDU in Nordrhein-Westfalen zu kommen“, sagte Merkel in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Das ist nicht nur der größte Landesverband der Partei, sondern auch der von Friedrich Merz. Seinen Wahlkreis hat der Sauerländer bei der letzten Wahl 2021 mit großem Abstand gewonnen.
Merkel wünschte ihrem Nachfolger viel Erfolg. Sie wisse um die Schwierigkeit der Aufgabe. „Ich will ihn ermutigen für diesen jetzt sehr kurzen Wahlkampf“, sagte Merkel dem RND. Aktiv am Wahlkampf wolle sie sich allerdings nicht beteiligen. „Ich werde mit Sicherheit nicht an führender Stelle an ihm teilnehmen“, so die 70-Jährige.
Merkel hatte Merz vor 22 Jahren vom Fraktionsvorsitz der Union im Bundestag verdrängt. Das Verhältnis der beiden galt seither als belastet. Bei ihrer Geburtstagsfeier in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im September gab die Altkanzlerin an Merz gerichtet zu, „dass wir beide in unserem politischen Leben Höhen und Tiefen hatten“.
Auch in einem am Wochenende veröffentlichten „Spiegel“-Interview anlässlich ihrer Buchvorstellung antwortete Merkel eher ausweichend auf die Frage, ob sie das Amt des Kanzlers überhaupt zutraue. „Wer so weit gekommen ist, muss über irgendwelche Eigenschaften verfügen, die ihn dazu befähigen“, sagte Merkel und fügte hinzu: „Ja, man wird nicht ohne Grund Kanzlerkandidat.“
In den Wahlkampf zur Bundestagswahl am 23. Februar geht die Union als klarer Favorit. In allen Umfragen liegen CDU/CSU mit Werten von über 30 Prozent deutlich vor der zweitplatzierten AfD sowie SPD und Grünen. Am 17. Dezember will die CDU ihr Wahlprogramm gemeinsam mit der bayrischen Schwesterpartei vorstellen. Der Bundesparteitag soll zudem auf den 3. Februar vorgezogen stattfinden.