Huawei hat in China mit der Mate-70-Serie neue Smartphones der Oberklasse vorgestellt. Die insgesamt vier Modelle in zwei Größen besitzen eine hochwertige Kameraausstattung mit variabler Blende und unterstützen neben dem obligatorischen Fingerabdrucksensor auch 3D-Gesichtserkennung. In Notfällen kann selbst ohne Mobilfunkempfang Hilfe per Satellit gerufen werden. Die Mate 70 verwenden kein Android-Betriebssystem mehr, sondern nutzen das Huawei-eigene HarmonyOS, aber über den verwendeten Chip kann bislang nur spekuliert werden.
Mate 70, Mate 70 Pro, Mate 70 Pro+ und "Mate 70 RS Ultimate Design" werden zu Verkaufsbeginn nächste Woche in China noch mit HarmonyOS 4.3 ausgeliefert, aber können bei Verfügbarkeit der nächsten Version auf 5.0 upgraden. Dieses bislang "HarmonyOS Next" genannte Betriebssystem soll künftig nicht nur auf Smartphones des chinesischen Herstellers, sondern ab 2025 auch auf den eigenen Notebooks vorinstalliert werden und damit als Huaweis PC-Betriebssystem Windows und Linux trotzen.
Dieses Jahr bleibt HarmonyOS aber noch Smartphones wie der Mate-70-Serie vorbehalten. Diese wird in den Größen 6,7 und 6,9 Zoll verfügbar sein, wobei nur Huaweis Mate 70 in der kleinen Größe gehalten ist. Das günstigste Modell der neuen Serie ist auch das Einzige im flachen Design und mit 7,8 Millimeter Dicke auch das dünnste. Die Pro-Versionen sind 8,2 bis 8,25 mm dick und besitzen einen abgerundeten Rahmen. Alle Mate 70 sind wasser- und staubgeschützt per IP69.
AMOLED-Bildschirme mit variabler Frequenz
Während der Bildschirm des Mate 70 mit 2688x1216 Pixeln auflöst, steigt dies bei den Pro-Modellen in 6,9 Zoll leicht auf 2832x1316 Bildpunkte. Alle 70er besitzen ein LTPO-AMOLED-Display mit variabler Bildfrequenz von 1 bis 120 Hertz. Die Bildschirme der Mate-70-Serie werden geschützt durch Kunlun-Glas der zweiten Generation, die chinesische Version von Gorilla-Glas, wodurch Beschädigungen etwa durch Herunterfallen minimiert werden sollen.
Huawei Mate 70 Serie (4 Bilder)
Huawei Mate 70 (Bild:Huawei
)Oben mittig im Bildschirm sitzt eine Ultraweitwinkel-Frontkamera mit einer f/2,4-Blende für Selfies mit 13 Megapixeln. Dies ist bei allen Mate-70-Modellen gleich, aber die Mate 70 Pro bieten eine 3D-Tiefenkamera zum Entsperren des Smartphones per Gesichtserkennung, neben dem Fingerabdrucksensor im Power-Button, auf den Nutzer des Mate 70 beschränkt sind. Der Powerknopf erlaubt zusätzlich die Steuerung verschiedener Funktionen wie einen KI-Assistenten oder Stummschalten durch doppeltes oder längeres Drücken.
Vielversprechende Kameraausstattung
Die Hauptkamera der Mate-70-Serie liefert 50 Megapixel über eine variable Blende von f/1,4 bis f/4,0 und optische Bildstabilisierung. Daneben gibt es einen Ultraweitwinkelsensor mit 40 Megapixeln und f/2,2 Blende. Während das Mate 70 dazu eine 12-Megapixel-Periskoplinse mit 5,5-fach optischem Zoom über eine f/3,4 Blende bietet, setzen die Pro-Modelle hier auf 48 Megapixel und vierfachen Zoom mit f/2,1 Blende.
Eine Besonderheit der Mate-70-Serie ist der neue und dedizierte Spektralbildsensor in der Mitte des Kameramoduls auf der Rückseite der Smartphones. Dieser soll gegenüber bisherigen RGGB- oder RYYB-Sensoren früherer Huawei-Handys mehr Farbdaten erfassen können, um die Farbtreue von Fotos zu verbessern, Hauttöne natürlicher und Schatten besser darzustellen. Dieser Sensor arbeitet nach Herstellerangaben mit den anderen Linsen zusammen und soll Farben selbst bei schwachem Licht natürlich reproduzieren können.
Huawei Mate 70 Serie in Szenen (4 Bilder)
Huawei Mate 70 (Bild:Huawei
)Das Mate 70 verfügt über einen Akku mit 5300 mAh Kapazität, der mit 66 Watt über USB-C und mit 50 Watt kabellos geladen werden kann. Das Mate 70 Pro besitzt einen 5500-mAh-Akku, das Mate 70 Pro+ kommt auf sogar 5700 mAh. Diese beiden Modelle können per Kabel mit 100 Watt und kabellos mit 80 Watt geladen werden.
Chip der Mate 70 noch unbestätigt
Aufgrund der US-Sanktionen darf Huawei keine Smartphone-Chips mehr nach China importieren und ist auf eigene Entwicklungen angewiesen, etwa von der Huawei-Tochter HiSilicon. Beim Vorgänger der Mate-70-Serie zeigte sich letztes Jahr, dass China konkurrenzfähige 7-Nanometer-Chips produziert, wie den bei SMIC gefertigten Kirin-9000S-Prozessor des Mate 60 Pro. Zwar verrät Huawei nicht, welcher Chip in den Mate-70-Modellen steckt, aber es gibt Spekulationen.
Demnach handelt es sich um den Kirin 9100, der von SMIC in China in 6-Nanometer-Technik gefertigt wird (SMIC N+3). Das ist zwar eine verbesserte Produktionsstufe im Vergleich zum 7-nm-Chip des Mate 60 Pro, liegt entwicklungstechnisch aber immer noch deutlich hinter Qualcomm- oder Apple-Chips zurück, die derzeit in 4- oder sogar 3-nm-Technik produziert werden. Der Kirin 9100 setzt sich laut Gizmochina zusammen aus acht ARM-Kernen: einem Cortex-X1, drei Cortex-A78 und vier Cortex-A55. Huaweis Chip würde demnach etliche Generationen zurückliegen, denn diese Chip-Konfiguration entspricht etwa dem Ende 2020 vorgestelltem Snapdragon 888, Qualcomms erstem Smartphone-Prozessor mit Cortex-X1 ARM-Kern.
Wie sich das auf die Performance der Mate-70-Serie auswirkt, bleibt abzuwarten. Die neuen Smartphones werden erst ab 4. Dezember in China erhältlich sein. Die Handys sind je nach Modell mit 12 oder 16 GByte Hauptspeicher und 256 GByte bis 1 TByte Speicherplatz ausgestattet, die Preise beginnen bei umgerechnet 723 Euro für das Mate 70, bei 855 Euro für das Mate 70 Pro und bei 1118 Euro für das Mate 70 Pro+. Ob diese Smartphones auch nach Europa kommen, hat Huawei bislang nicht verlauten lassen.
(fds)