Der VfB Stuttgart hat den ersten Titel verpasst, Coach Sebastian Hoeneß sah eine "unnötige" Niederlage. Besonders über die Entstehung des zwischenzeitlichen 0:2 ärgerte er sich.
Als Bayern-Neuzugang Luis Diaz seinen Debüttreffer für den Deutschen Rekordmeister erzielte (77.), war der VfB Stuttgart in dem Moment nur zu zehnt auf dem Platz. Kurz zuvor war es an der Außenlinie zu einem Zweikampf zwischen Stuttgarts Nationalspieler Jamie Leweling und Bayern-Verteidiger Sacha Boey gekommen. Leweling stürzte und blieb außerhalb des Rasens mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen, das Spiel lief weiter.
Einen Vorwurf an Boey oder Schiedsrichter Harm Osmers richtete Hoeneß nicht. "Nein, da ist nichts", sagte er nach der Partie am Sky-Mikrofon. "Es ist ein Pressschlag, er bekommt das Knie an das Innenband, was sicher weh getan hat." Ein Foul aber sah er nicht.
Vielmehr hätte er sich von Leweling in der Situation mehr Cleverness gewünscht. "Es mag vielleicht unpopulär sein", begann Hoeneß, "aber dann muss er halt seine Schmerzen auf dem Platz haben und nicht zwei Meter daneben." Denn in solchen Fällen reagiert entweder das Publikum, spielt der Gegner oft den Ball ins Aus oder der Schiedsrichter hat die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen. "Das sind Kleinigkeiten, die hört man vielleicht nicht gerne, aber das gehört einfach dazu. Es geht um viel, wir müssen in solchen Situationen reifer, erwachsener werden."
Hoeneß: "Das ist Übermut"
Ein Prozess, den auch sein ganzes Team noch zu durchlaufen hat. Denn obwohl mit einem Mann weniger lief der VfB die Bayern vor dem 0:2 hoch an. "Wir dürfen in dieser Situation auch nicht draufgehen", kritisierte Hoeneß, "wir dürfen gegen die Bayern nicht mit einem Mann in Unterzahl anlaufen, das ist Übermut."
Übermut, der in der Konsequenz zu einer Vorentscheidung führte. Dass scheinbar niemand auf dem Platz das Kommando gegeben hat, sich tiefer fallen zu lassen, wird Hoeneß in den kommenden Tagen "intern" besprechen. "Ich will jetzt keine Namen nennen", sagte der VfB-Coach, "aber natürlich haben wir eine Achse."
Bei allem Ärger über das 0:2 sah Hoeneß bis auf die 20 Minuten vom Anpfiff weg ein gutes Spiel seiner Mannschaft und eine "unnötige" Niederlage. "Die Bayern mussten am Limit agieren, das war das Mindeste, was wir erreichen wollten", schloss er.
jer