Haching-Coach Bender: "Hier muss ich meine Arbeit auf das Wichtige reduzieren"

vor 2 Tage 2

Sven Bender, Cheftrainer der SpVgg Unterhaching, spricht im Interview über seine Trainerrolle fernab des internationalen Fußballs, über den Austausch mit Sandro Wagner und seine Spielidee.

Sven Bender übernahm in Unterhaching einen Absteiger.

Sven Bender übernahm in Unterhaching einen Absteiger. IMAGO/Eibner

Herr Bender, warum arbeiten Sie als Cheftrainer nicht in höheren Ligen, sondern bei Haching in der Regionalliga?

Bevor ich Trainer geworden bin, habe ich mir vorgenommen, jede Treppenstufe auf meinem Weg nach oben zu einem guten Trainer zu nehmen. In jeder Stufe steckt unfassbar viel Inhalt drin. Wenn ich als "Co" in der Champions League außen überhole, werde ich mich natürlich auch weiterentwickeln. Aber vielleicht nicht so stark, als wenn ich von unten auch andere Perspektiven einnehmen kann. Hier muss ich mit einer anderen Art des Fußballs umgehen und meine Arbeit auf das Wichtige reduzieren, um das Niveau anzuheben. Daher, glaube ich, ist das ein Mehrwert. Wenn man am Ende ein erfahrenerer Trainer sein wird, handelt man vielleicht dann auch noch mehr aus Überzeugung und besitzt mehr Sicherheit.

Sandro Wagner, Ex-Haching-Cheftrainer von 2021 bis 2024, hat bei seinem damaligen Amtsantritt eine ähnliche Konstellation erlebt, er übernahm das Team nach einem Abstieg. Haben Sie sich schon mal mit ihm ausgetauscht?

Ja, natürlich haben wir uns ausgetauscht, weil er den Verein kennt. Man hat generell das eine oder andere Telefonat mit Leuten geführt, um einfach ein bisschen das Gefühl ehemals Verantwortlicher zu bekommen, die nochmal anders darauf blicken. Sie können mir sagen, dass sie damals Dinge anders oder vielleicht genauso gemacht hätten, wie ich heute. Da geht es eher darum, sich zu informieren und Informationen zu bündeln, zu schauen, was hilft mir und was kann ich vielleicht auch weglassen. Ich habe aber für mich auch gesagt, dass ich nicht versuchen werde, etwas nachzumachen. Ich möchte meinen Stil einbringen. Nachahmen ist nicht authentisch; und ich möchte so authentisch wie möglich sein.

Was ist authentisch aus Ihrer Sicht?

Sich nicht verbiegen zu lassen, sondern so zu sein, wie man ist. Ich glaube, dass die Spieler das auch merken. Jeder weiß, dass man mir was sagen kann. Und dass es dann auch vertraulich bleiben kann. Jeder weiß, dass ich jemand bin, der auch gerne mal zum Scherzen aufgelegt ist, der Humor haben kann. Aber jeder weiß: Wenn es um die Sache geht - und da geht es um Fußball - muss ich geradlinig sein. Und dann muss der Fokus auch da sein.

Welche Art des Fußballspielens schätzen Sie?

Ich mag es, wenn es intensiv zugeht; und ich möchte, dass die Jungs einfach Gas geben. Das heißt jetzt nicht, dass wir dem Gegner den Ball geben und die ganze Zeit nur das Spiel zerstören wollen. Ich will das natürlich mit Plan und mit Kopf umsetzen. Aber ich mag, dass Jungs einfach daueraktiv sind und dass sie eine unfassbare Aktivität nicht nur in den Beinen haben, sondern auch im Kopf. Sie sollen ständig im Spiel bleiben und permanent das Spieltempo bestimmen. Und das heißt nicht, dass man immer den Ball haben muss. Ich möchte aktiv sein, möchte agieren und nicht immer reagieren.

Sie halten nichts davon, Talente einfach nur reinzuwerfen, sondern möchten diese entwickeln. Wie meinen Sie das genau?

Man muss eine gewisse Struktur, eine gewisse Achse in einer Mannschaft haben, an der sich junge Talente auch hochziehen können, wenn es nicht so gut läuft. Ich glaube, das ist immer das, was verkannt wird, wenn man Talente einfach nur spielen lässt. Bei Rückschlagen kann das dazu führen, dass die Talente sich nicht mehr frei entfalten können. Die Folge ist, dass sie immer weiter zusammenfallen und sich vielleicht in ihr Schneckenhaus zurückziehen. Und dann haben wir eigentlich das Gegenteil von dem erreicht, was wir wollen. Nämlich entwickeln und stärken. Und trotzdem ist es keinem Talent verboten, gut zu sein, um sofort spielen zu können.

Interview: Robert M. Frank

Gesamten Artikel lesen