Die Schlange vor dem Signiertisch führt vom ersten Stock ins Erdgeschoss, auf die Straße und um zwei Häuserecken herum. Hunderte Menschen halten ein dickes, blaues Buch in der Hand – sie alle wollen eine Unterschrift von der ehemaligen deutschen Kanzlerin bekommen.
Am Mittwochnachmittag signierte Angela Merkel ihr Buch „Freiheit. Erinnerungen 1954–2021“ bei einer öffentlichen Veranstaltung im Berliner „KulturKaufhaus Dussmann“. Vorab schrieb die Buchhandlung auf ihrer Website: „Eintritt frei, komm einfach vorbei!“
Ganz so einfach ist es für die meisten Autogrammjäger nicht. Um 16 Uhr ging es los, etwa anderthalb Stunden hat Merkel Zeit, munkelt man in der Schlange. Nach vierzig Minuten hat Leon Vellgath es zwar um die Hausecke, aber noch lange nicht nach drinnen geschafft. Der 24-Jährige hofft, Merkel noch zu erwischen, die für ihn „weiterhin die Mutti“ ist. „Für meine Generation war sie immer präsent“, sagt Vellgath.
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Bewunderung für Merkel hört man an vielen Stellen der Schlange – aber auch, dass die signierte Autobiographie einfach das perfekte Weihnachtsgeschenk sei. „Aber ich werde das Buch wahrscheinlich vor Weihnachten selbst noch lesen“, sagt Ella Gruner, 20, die es ihrem Vater schenken will.
In ihrer am Dienstag erschienen politischen Autobiographie beschreibt Angela Merkel auf über 700 Seiten ihr Leben in der DDR, ihre politische Karriere und ihre wichtigsten Entscheidungen. Auf große Enthüllungen können sich die Menschen in der Schlange, die das Buch zum Teil noch nicht aus der Plastikfolie entfernt, zum Teil aber auch schon angefangen haben zu lesen, wohl nicht freuen.
„Ich könnte jetzt auspacken“, sagte Merkel bei der Vorstellung ihrer Memoiren am Dienstagabend im Deutschen Theater in Berlin. „Aber ich packe auch schnell wieder ein.“
Während die Schlange sich langsam vorwärts schiebt, kommt Finn Kulbatzki strahlend aus der Buchhandlung. Er ist schon um 11 Uhr, fünf Stunden vor Veranstaltungsbeginn, bei „Dussmann“ aufgeschlagen und stand ganz vorne in der Schlange. Das lange Warten habe sich für ihn gelohnt.
„Ich konnte gar nicht fassen, dass ich auf einmal direkt neben ihr stand. Das war surreal“, sagt der 23-Jährige, der sich gleich drei Bücher hat signieren lassen. Für ihn war der Moment „sehr schnell vorbei, aber trotzdem besonders“.
Ein Selfie oder eine persönliche Widmung von Merkel hat keiner der Besucher bekommen. Aber, wie mehrere berichten, immerhin ein Lächeln.