Gießener Gymnasium wählt Nazi-Parole als Abi-Motto

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Anfangsverdacht der Volksverhetzung Gießener Gymnasium wählt Nazi-Parole als Abi-Motto

»NSDABI – Verbrennt den Duden«: Dieser Vorschlag hatte in einer anonymen Abstimmung in der Jahrgangsstufe der hessischen Schule die meisten Stimmen erhalten. Nun ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft.

20.05.2025, 11.23 Uhr

Abiturfeier (Symbolbild)

Abiturfeier (Symbolbild)

Foto: Silas Stein / picture alliance

Was bringt Abiturientinnen und Abiturienten dazu, ihre Schulzeit ausgerechnet mit so einem Motto zu krönen? An der Liebigschule in Gießen hatte der Abiturjahrgang die Formulierung »NSDABI – Verbrennt den Duden« gewählt – eine Anspielung auf die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) und den Massenmord an den europäischen Juden. Nun ermittelt die Polizei wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung, wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa bestätigt. Man nehme die Vorfälle sehr ernst.

Auch die Staatsanwaltschaft Gießen hat Kenntnisse von den Vorfällen und werde nach Vorlage der Akten prüfen, ob eine strafrechtliche Relevanz vorliege, sagte ein Sprecher.

Auf Anfrage des SPIEGEL verweist der Schulleiter Dirk Hölscher auf eine Stellungnahme auf der Internetseite der Schule. Der zwölfte Jahrgang habe auf einem anonymen Portal Vorschläge für das Abimotto gesammelt, heißt es darin. »Dabei wurden antisemitische, rassistische und diskriminierende Ideen geäußert und ebenfalls anonym mehrfach positiv bewertet.«

Das Abi-Komitee habe nach Bekanntwerden der Vorfälle sofort reagiert, den Zugang zu dem Portal gelöscht und Kontakt mit der Schulleitung aufgenommen. Im Anschluss sei der gesamte Jahrgang von der Schulleitung zusammengerufen worden, um den Vorfall »in aller Deutlichkeit zu missbilligen und klar Stellung gegen diese demokratiefeindlichen Gedanken zu beziehen«, heißt es in der Stellungnahme. Zudem seien externe Stellen wie DEXT (Demokratieförderung und Extremismusprävention) hinzugezogen worden, die sich mit der landesweiten Meldestelle »Hessen gegen Hetze« abgestimmt hätten.

Die Schulleitung dankte zudem den Schülerinnen und Schülern, die sie auf die Vorkommnisse aufmerksam gemacht hätten. »Sie haben eine vorbildliche Haltung gezeigt, die ein starkes moralisches Bewusstsein ausdrückt.« Man distanziere sich in aller Form von den Vorschlägen. Sie stünden in direktem Widerspruch zu dem Leitbild, »das auf Respekt, Vertrauen, Achtsamkeit, Kooperationsbereitschaft und Freundlichkeit basiert«, hieß es in der Stellungnahme.

Für den Fall, dass es erneut zu ähnlichen Vorfällen komme, werde man die demokratischen Überzeugungen mit Nachdruck vertreten. Die Schule teilte weiter mit: »In unserer Schulgemeinde haben Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung keinen Platz. Hierfür stehen wir gemeinsam ein!«

Der Polizeisprecher erklärte, ergänzend zu den Ermittlungen stehe die Polizei im engen Austausch mit der Stadt Gießen als Schulträger sowie der Schulleitung. »Wir prüfen aktuell zusammen mit dem Landesamt für Verfassungsschutz und den Beteiligten, ob etwa ein erweitertes Präventionsangebot zielführend ist.«

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