In ihren Texten beschäftigt Ursula Krechel sich mit Geschichten der Gewalt von Antike bis Gegenwart. Nun wird sie dafür mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt.
15. Juli 2025 DIE ZEIT Nr. 30/2025
Wenn das etwas altmodische Wort "Grazie" noch Bedeutung hat, dann vielleicht bei Ursula Krechel. So gewichtig und historisch aufgeladen vieles ist, was die 77-jährige Romanautorin und Lyrikerin schreibt, so wenig spürt man ihren Texten, für die sie jetzt mit der wichtigsten deutschen Literaturauszeichnung, dem Georg-Büchner-Preis, geehrt wird, diese Schwere an. Die Jury lobte, wie Krechel "den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegensetzt". Ihr Werk durchziehe das Thema der "Selbstbehauptung, Wiederentdeckung und Fortentwicklung weiblicher Autorschaft". Und vielleicht ist es gerade dieser weibliche Blick, der ihr poetisches Besteck so scharf und zugleich so elegant macht.