Die SpVgg Greuther Fürth hat am Montagabend zur alljährlichen Jahreshauptversammlung geladen. Der Beginn stand ganz im Zeichen von Ehrenpräsident Helmut Hack, am Ende wurde es hitzig.
Hielt eine Laudatio auf Helmut Hack: Fürths Geschäftsführer Holger Schwiewagner. picture alliance / Sportfoto Zink / Wolfgang Zink
Der längste Part des Abends stand nicht auf der offiziellen Tagesordnung: Ehrenpräsident Helmut Hack wurde für sein Lebenswerk geehrt. Vereinspräsident Volker Heißmann eröffnete mit persönlichen Worten, Hacks Nachfolger, Finanz-Geschäftsführer Holger Schwiewagner hielt eine Laudatio. Hack selbst kam selbstverständlich auch ans Mikrofon, nachdem die ersten Standing Ovations abgeklungen waren.
"Ich hätte fünf Reden schreiben können", wie er offen einräumte. Es folgte lediglich eine lange, aber mit vielen persönlichen Eindrücken gefärbte und angesichts von 22 Dienstjahren zurecht nostalgische Ansprache, bei der auch wirklich kein Weggefährte von Hack vergessen wurde.
Eineinhalb Stunden der Ehrung und Würdigung folgte eine kurze Pause, ehe dann vor 299 anwesenden Mitgliedern mit der Tagesordnung begonnen wurde.
Zweithöchster Umsatz der Vereinsgeschichte
Bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr sprach Finanz-Geschäftsführer Holger Schwiewagner mit Blick auf den Umsatz von 35,6 Millionen Euro von einem "neuen Niveau", auf dem man sich in der Kleeblattstadt stabilisieren wollte. Aus den am Montag veröffentlichten Zahlen für die Spielzeit 2023/24 ist abzulesen, dass das Ziel mit einem Umsatz von 34,9 Millionen Euro verschmerzbar knapp verfehlt wurde. Es ist der zweithöchste Umsatz der Vereinsgeschichte.
Schmerzend ist für die SpVgg allerdings der Verlust von 288.000 Euro in der Bilanz der ausgegliederten GmbH & Co. KgaA. Fürth hat laut eigenen Angaben dennoch die Eigenkapitalquote von 47 auf 54 Prozent hochschrauben können und sieht sich "auf gesunden wirtschaftlichen Beinen", gerade auch im Hinblick auf andere Vereine in Konkurrenz zu Fürth, wie Schwiewagner am Montagabend betonte.
Als Grund für den Verlust führt der Verein "deutlich geringere Transfererlöse" an. In der Saison 2022/23 war es vor allem der Verkauf von Jamie Leweling, der Geld in die Kleeblatt-Kasse spülte. Union Berlin zahlte vier Millionen Euro für das mittlerweile in Stuttgart zum Nationalspieler gereifte Fürther Eigengewächs.
Erhielt stehende Ovationen: Fürths Ehrenpräsident Helmut Hack. IMAGO/Zink
Die geringeren Transfereinnahmen "konnten wir durch höhere Einnahmen aus der Nachwuchssäule zwar auffangen, es bleibt aber weiterhin unsere Aufgabe, die Abhängigkeit von Transfererlösen zu reduzieren", so der Geschäftsführer. Ein finanzielles Großprojekt wird der nötige Neubau der Gegengerade im Sportpark Ronhof. Die Nutzung des Stahlrohrbaus erfolgt seit einiger Zeit nur mit Ausnahmegenehmigung: "Über diesen Projektstand können wir hoffentlich auch schon Anfang 2025 mehr informieren."
Einen positiven Trend macht die SpVgg bei den Besuchern im Ronhof aus. Der Zuschauerschnitt von 12.492 und 7.545 verkaufte Dauerkarten waren jeweils Rekordwerte.
Trennung von Azzouzi beschäftigt das Umfeld weiter
"Die grundsätzliche Weiterentwicklung ist die Herausforderung der Gegenwart und auch der Zukunft. Umso schöner ist es, zu sehen, dass es so viele Menschen gibt, die diesen Weg gemeinsam mit uns bestreiten", so Schwiewagner. Als Zielmarke hat das sich das Kleeblatt 8.000 Dauerkarten-Verkäufe gesetzt, diesem sei man mittlerweile "ganz nah".
Von den vielen Menschen erhob spät am Abend ein kleiner Teil das Wort, wodurch der Punkt "Verschiedenes" zu einer halbstündigen Aussprache zwischen der aktiven Fanszene, dem Präsidium, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Köhr und Schwiewagner entwickelte. In einigen Wortmeldungen machten Fans klar, dass sie Sorge um den eingeschlagenen Weg des Vereins haben. Schließlich ist man beim Kleeblatt betont stolz auf das familiäre Umfeld und den guten Draht untereinander - eben ein kleiner, nahbarer Verein.
Urgestein auf Abwegen: Wie gefährlich ist die Fürther Krise?
Die SpVgg Greuther Fürth gehört fest zum Zweitliga-Inventar. Doch jetzt kriselt es. Was sind die Gründe, wer trägt die Verantwortung - und wie geht es langfristig mit dem Kleeblatt weiter?
14.11.24 - 12:08 Uhr 16:53 Minuten
Vor allem die Trennung von Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi, doch auch die Kommunikation der Verantwortlichen in dieser und weiterer Personalien kamen nochmal auf den Tisch. Der Aufsichtsrat, bislang bei der SpVgg ein kaum wahrzunehmendes Organ, verteidigte die Entscheidungen. Nach der Installierung von Sportdirektor Stephan Fürstner ist es laut Köhr nicht geplant, einen weiteren Geschäftsführer zu bestellen. Die Doppelspitze, die Schwiewagner und Azzouzi nach Hacks Ausscheiden bildeten, ist Geschichte.
"Chaos" im sonst so ruhigen Fürth
"Haben wir die fachliche Kompetenz im sportlichen Bereich komplett der wirtschaftlichen unterstellt - und müssen jetzt darauf vertrauen, dass sportliche Entscheidungen im wirtschaftlichen Sinne vernünftig gefällt werden?", fragte ein Mitglied. Begriffe wie "Chaos", Mangel an Ehrlichkeit und Transparenz wurden sich an den Kopf geworfen.
Dass Schwiewagner, der im Verbund mit dem Aufsichtsrat nach der 0:4-Derbyniederlage gegen den 1. FC Nürnberg die Demission Azzouzis forcierte, nun die alleinige Führung im Verein und somit auch in sportlichen Fragen das letzte Wort hat, zog mehrere Wortbeiträge nach sich.
Die Stimmungslage in einem Verein ist ganz eng mit der sportlichen Situation verknüpft. Diese sollte sich bei der SpVgg mit dem neuen Trainer Jan Siewert möglichst schnell wieder drehen, denn einige Gräben und Wunden kamen am Montagabend in der Fürther Haupttribüne zum Vorschein.
Und dabei wurden das in der Fanszene schwelende Dauerthema mit der Kampagne "Zurück zur SpVgg Fürth", um das "Greuther" aus dem Vereinsnamen zu entfernen, oder das offizielle Vereinswappen nicht mit einem Wort erwähnt.
Thomas Müller