Die Rechtspopulistin Marine Le Pen ist vorläufig von Frankreichs Wahlen ausgeschlossen – nun hat sie ihren politischen Ziehsohn, der 29-jährige Jordan Bardella, aufgefordert, sich auf eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2027 vorzubereiten. »Ich berücksichtige, dass ich nicht kandidieren kann. Jordan berücksichtigt, dass er einspringen muss. Ich selbst habe ihn gebeten, darüber nachzudenken und sich auf diese Möglichkeit vorzubereiten«, sagte Le Pen der rechtsnationalen französischen Zeitung »Valeures actuelles«.
Erstmals spricht Le Pen damit selbst von der Möglichkeit, dass an ihrer Stelle der Vorsitzende der rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN) ins Rennen um das Präsidentenamt geht. Ein Gericht hatte Le Pen Anfang April wegen Veruntreuung von EU-Geldern verurteilt. Ein Teil der Strafe beinhaltet, dass sie fünf Jahre lang nicht bei Wahlen antreten darf. Diese Strafe tritt sofort in Kraft – anders als eine teils auf Bewährung ausgesetzte Haftstrafe.
Le Pen deutete zuvor Zweifel an Bardella an
Le Pen hatte nach außen hin zunächst auf die für Sommer 2026 erwartete Entscheidung eines Berufungsgerichts gesetzt und eine Debatte über eine Kandidatur von Bardella vom Tisch gewischt. Die 56-Jährige gab sich entschlossen, 2027 im vierten Anlauf erneut für das höchste Staatsamt zu kandidieren. Punktuell ließ sie Zweifel aufkommen, ob sie ihrem Schützling Jordan Bardella eine erfolgreiche Kandidatur zutraut.
Le Pen hatte andere Pläne für die Präsidentschaftswahl: den Plan A: »Jordan Bardella ist ein riesiger Trumpf, um unsere Bewegung zu vertreten«, sagte Le Pen kurz nach ihrer Verurteilung. »Ich hoffe, dass wir diesen Trumpf nicht früher einsetzen müssen als nötig.« Lesen Sie hier dazu mehr.