Frankreichs Première Dame Brigitte Macron und ihr Ehemann, Präsident Emmanuel Macron, gehen mit weitreichenden Mitteln gegen die US-Influencerin und rechte Aktivistin Candace Owens vor. Nachdem das Paar bereits im Juli eine Verleumdungsklage gegen Owens eingereicht hatte, kommen nun neue Details über das rechtliche Vorgehen der Macrons ans Licht.
Wie die »Financial Times « berichtet, bezahlten die Macrons auch Privatermittler, um in dem Fall Material zusammenzutragen. Die Aufgabe der Ermittler bestand darin, Owens' veröffentlichte Aussagen zu dokumentieren und ein Profil von ihr auf der Grundlage öffentlich zugänglicher Informationen zu erstellen.
Demnach sammelten die Ermittler im Vorlauf der Klage etwa Informationen über Owens' Verbindungen zur extremen Rechten in Frankreich und ihre Kontakte zu rechten Akteuren in den USA und Großbritannien sowie Online-Interaktionen mit dem russischen Ultranationalisten Alexander Dugin.
Owens verbreitete in Podcast absurdeste Behauptungen
»Die Macrons haben diese Klage im vollen Bewusstsein darüber eingebracht, mit wem Owens sich einlässt«, sagte der Chef des in New York ansässigen Ermittlungsunternehmens Nardello & Co, Dan Nardello. Laut »FT« zeigt die Tatsache, dass auch private Ermittler angeheuert wurden, mit welcher Vehemenz und auch finanziellem Einsatz die Macrons die Klage verfolgen.
Das Präsidentenpaar klagt im US-Bundesstaat Delaware unter anderem gegen Owens Behauptung, Brigitte Macron sei als Mann geboren worden. Owens habe im März 2024 die Behauptung auf der Plattform X und in ihrem Podcast »Becoming Brigitte« verbreitet, weil »sie gewusst habe, dass der Schockwert ihre Sichtbarkeit erhöhen werde«, heißt es in Gerichtsdokumenten, die mehreren US-Medien vorliegen.
Owens habe wissentlich Falschbehauptungen über die Macrons eingesetzt, um Geld mit ihrer Plattform zu verdienen, hieß es in den Gerichtsdokumenten weiter. Auf Gesuche der Macrons, die Inhalte zurückzuziehen, habe sie mit weiteren Unwahrheiten reagiert. So habe Owens behauptet, dass Brigitte und Emmanuel Macron miteinander verwandt seien und Emmanuel Macron mithilfe eines CIA-Programms Präsident Frankreichs geworden sei.

Influencerin Owens
Foto: Dominic Gwinn / picture alliance / ZUMA Press Wire / dpaOwens hatte danach auf ihrem Youtube-Kanal bestätigt, dass die Macrons gerichtlich gegen sie vorgehen.
Die Entscheidung, Klage einzureichen, sei teils durch den Wunsch der Macrons motiviert gewesen, zu verstehen, warum eine konservative amerikanische Podcasterin Interesse an ihnen gezeigt hatte, sagte der Anwalt Macrons, Tom Clare, nun der »FT«. Die Erkenntnisse der Privatermittler könnten laut Owens auch dabei helfen, einer Jury in einem möglichen Gerichtsverfahren die Hintergründe von Owens Äußerungen darzulegen. Laut Clare sind die Macrons auch bereit, zu den Gerichtsterminen nach Delaware zu reisen.
Ermittlungen zeigen, wie Fake News um die Welt gehen
Die Ermittler zeichneten durch die Analyse der öffentlichen Äußerungen offenbar auch einen Gesinnungswandel bei Owens nach. Von einer Liberalen zu Beginn ihrer Karriere wurde die Influencerin später zu einer Konservativen, nachdem sie nach eigenen Angaben online belästigt worden war. Dann wurde zu einer lautstarken Unterstützerin von Donald Trump, brach jedoch kürzlich mit dem US-Präsidenten und sagte, sie schäme sich dafür, für ihn Wahlkampf gemacht zu haben.
Auch zur Genese der Behauptung, Brigitte Macron sei als Mann geboren worden, trugen die Ermittler Material zusammen. Sie fanden heraus, dass ein spanischer Blogger im Mai 2017 darüber gepostet hatte, die Idee jedoch ab 2021 in Frankreich an Bedeutung gewann. Ende 2023 trug Xavier Poussard, der ehemalige Chefredakteur einer französischen rechtsextremen Randpublikation namens »Faits et Documents«, zur Verbreitung der Behauptungen bei.
Poussard übersetzte seine kruden Thesen demnach ins Englische und versandte sie proaktiv an Owens und »andere Trumpisten«. Nachdem Owens ihren Podcast veröffentlichte, wurde dieser widerum von staatlich-kontrollierten Medien in Russland aufgegriffen, wo die Behauptungen ein weiteres Publikum erreichte.
Die 36 Jahre alte Influencerin Owens hat eine große Reichweite in rechten Zirkeln: Owens hat 4,4 Millionen Abonnenten auf Youtube und fast 7 Millionen auf der Plattform X. 2024 verweigerte die australische Regierung Owens die Einreise und verwies auf die Verbreitung falscher Behauptungen über den Holocaust oder Muslime durch sie.