Sensationelles Verstappen-Comeback in Imola Wer bremst, verliert
Max Verstappen hat den Start beim Formel-1-Rennen in Imola fast schon aus der Hand gegeben, dann düpiert er WM-Spitzenreiter Oscar Piastri. Und: Lewis Hamilton fährt beim Ferrari-Heimrennen von Platz zwölf auf vier vor.
18.05.2025, 18.24 Uhr

Die entscheidende Szene des Rennens: Max Verstappen tut in Kurve zwei, was er am besten kann – spät bremsen
Foto: ANP / IMAGODieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Eine Szene für die Jahresrückblicke: »Wie hat er denn das gemacht?«, schrie Sky-Kommentator Sascha Roos ins Mikrofon, kaum waren die Ampeln beim Großen Preis der Emilia-Romagna erloschen. Grund der Aufregung? Max Verstappen. Der Weltmeister hatte den Start eigentlich schon verloren, Piasti war klar vorn und auch Russell attackierte den Niederländer. Doch in Kurve zwei zeigte dieser seine Spezialität: Verstappen bremste so spät, dass er plötzlich neben Piastris McLaren schoss und diesen außen überholte. Der gewöhnlich selbst abgezockte Australier wirkte überrumpelt.
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Das Ergebnis: Verstappen ließ sich den Sieg beim 400. Formel-1-Rennen seines Arbeitgebers Red Bull nicht mehr nehmen. Die McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri komplettierten das Treppchen. Lewis Hamilton fuhr für Ferrari bei deren Heimrennen in Imola noch auf den vierten Platz vor.
Verstappen meldet sich zurück: Das Manöver, sich gleich an die Spitze zu setzen, war wichtig aus Sicht von Verstappen: In Imola ist das Überholen auf der engen Piste schwierig, an der Spitze wäre Piastri wohl kaum aufzuhalten gewesen. Verstappen hatte zudem vor dem Rennen überhitzende Reifen beanstandet, das wäre beim Hinterherfahren nicht besser geworden. Der Niederländer, der zuletzt mit seinem Auto gehadert und in Miami gar nicht erst aufs Podium gefahren war, konnte sich schnell über eine Sekunde absetzen und profitierte noch von einem Patzer der McLaren-Boxencrew: In Runde 14 holte man Piastri früh zum Stopp, beim Reifenwechsel hakte es. Nach 3,6 Sekunden Standzeit fiel der Australier auf Platz zwölf zurück und musste sich erst wieder durchs Feld nach vorn pflügen.

Max Verstappen (vorne) und der WM-Führende Oscar Piastri bei der Siegerehrung
Foto: Andrej Isakovic / AFPFranz Hermann: Dort drehte Verstappen ungehindert seine Runden, verfolgt nur von Norris, allerdings mit gehörigem Respektabstand. Zeit genug, um sich einem anderen Rennabenteuer des Weltmeisters zu widmen. Dieser hatte am vergangenen Formel-1-freien Wochenende in einem GT3-Fahrzeug sein Debüt auf der Nordschleife des Nürburgrings gegeben – zunächst inkognito unter dem Namen »Franz Hermann«. Allerdings blieb Verstappens Präsenz in der Eifel nicht lange unentdeckt, und auch in Italien war sein Abstecher in den Pressekonferenzen noch Thema. Den Fans schien es gefallen zu haben. »Franz Herrmann for the win« stand auf einem Pappschild eines Jungen auf der Tribüne, er schrie und jubelte, als ihn die Kamera einfing.
Gefährlich nah: Der junge Fan konnte sich gleich weiter freuen, denn auch den Restart (Runde 54) nach einer Safety-Car-Phase hatte Verstappen unter Kontrolle. Spannender wurde es dahinter, dort rangelten Norris und Piastri um die Plätze. Piastri war zu dem Zeitpunkt Zweiter, hatte aber ältere Reifen als sein Teamkollege. Wenig später schnappte sich Norris in der Tamburello-Kurve Position zwei, beinahe berührten sich beide Autos. Norris und Piastri schenken sich nichts. Der Australier hatte die vergangenen drei Grand Prix gewonnen, Norris steht unter Zugzwang.
Sobald ein Ferrari überholt, applaudieren die Tifosi: Und sie hatten ein paar mal die Gelegenheit dazu. Noch am Vortag waren die roten Autos beim Qualifying die Top Ten verpasst. Charles Leclerc und Lewis Hamilton gingen nur von den Plätzen elf und zwölf ins Rennen, ein Debakel beim Heimrennen drohte. Am Sonntag betrieben sie Schadensbegrenzung. Hinter dem Vierten Hamilton wurde Leclerc, in der Schlussphase mit älteren Reifen unterwegs, Sechster. Zuvor hatte Hamilton von einem Duell zwischen Leclerc und Alexander Albon im Williams um Platz vier profitiert. Bei diesem geriet Albon im Duell mit Leclerc neben die Strecke in den Kies, der dahinter fahrende Hamilton schlüpfte vorbei. Ferrari wies den Monegassen an, die Position an Albon zurückzugeben, um eine mögliche Strafe zu vermeiden. Gegen seinen Teamkollegen mit frischen Reifen hatte Leclerc in Folge keine Chance. Nach dem Rennen zeigte sich Hamilton an der Strecke und wurde von den Fans bejubelt.

Charles Leclerc und Lewis Hamilton rasen an einer Tribüne entlang: Der Autodromo Enzo e Dino Ferrari ist fest in der Hand der Tifosi
Foto: Luca Bruno / AFPSchulausflug zur Rennstrecke: Schlimmer lief es für einen anderen Italiener. Kimi Antonelli fährt zwar für Mercedes, ist aber im nahen Bologna aufgewachsen und wollte sich bei seinem Heimrennen ebenfalls beweisen. Der erst 18 Jahre alte Rookie führte gleich mal seine Schulklasse durch das Fahrerlager. Am Freitagabend gab es für sein Mercedes-Team Lasagne nach dem Familienrezept der Antonellis. Doch von da an ging es bergab: Im Qualifying fiel der Neuling aus den Top Ten, im Rennen musste er wegen eines Defekts abstellen.
Ein letztes Mal Imola? Weil der Vertrag zwischen der Formel 1 und den Betreibern des Autodromo Enzo e Dino Ferrari ausläuft, könnte es vorerst der letzte Große Preis der Emilia-Romagna gewesen sein. Es ist eine Strecke mit bewegter Historie: An dem tragischen Wochenende im Frühling 1994 verstarb hier zunächst der Österreicher Roland Ratzenberger, tags darauf verunglückte Ayrton Senna tödlich. Heilig ist den Machern der Formel 1 der Austragungsort jedoch nicht. Die Fahrer werben indes für den Verbleib. »Wir sollten jedoch aufpassen, nicht zu viele historische Strecken zu verlieren«, sagte etwa McLaren-Pilot Oscar Piastri. Zumindest das Denkmal Sennas im Wald wird bleiben. Flaggen, Kerzen und Bilder schmücken den Ort, in Erinnerung an Brasiliens Idol.

Die Gedenkstätte Sennas steht auch für die Faszination und Gefahr des Motorsports
Foto: David Davies / PA Wire / dpaWie es weitergeht: Mit dem Rennen in Imola ist die Formel 1 nach Europa zurückgekehrt und legt dort gleich mit einem sogenannten Triple Header los. Am kommenden Wochenende geht es direkt weiter in Monaco, bevor das belgische Spa auf dem Programm steht (1. Juni) – noch eine Traditionsrennstrecke, die zukünftig nur noch im Rotationsmodell angefahren wird. Im WM-Klassement führt Piastri mit 146 Zählern, Norris kommt auf 133 und Verstappen verkürzt den Abstand nach seinem 65. Karrieresieg auf 124 Punkte.