Fentanyl-Abhängigkeit: Die Geschichte von Tilman Holze und die Resonanz auf das Video

vor 2 Stunden 1

In persönlichen Jahresrückblicken berichten SPIEGEL-Redakteurinnen und -Redakteure, welche Texte sie 2025 besonders beschäftigt haben.

Als das Video über Tilman Holze auf SPIEGEL.de erscheint, ahnen seine Eltern nicht, welche Welle es auslösen würde. Millionenfach wurde der Film über den 24-Jährigen aus Münster aufgerufen – einen jungen Mann, der an einer Überdosis eines Schmerzmittels starb. »Die Resonanz, die wir in den Monaten seit der Veröffentlichung des Videos über Tilman bekommen haben, ist überwältigend«, schreibt uns Erhard Holze, Tilmans Vater, vor wenigen Tagen.

Es ist so wichtig, darüber zu sprechen. Danke an Euch 🙏❤🙏❤🙏❤

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Der Tag, der alles verändert

Christiane Holze findet ihren ältesten Sohn bewusstlos in seinem Kinderzimmer und »ahnt, dass es zu spät« ist. Sie reanimiert ihr Kind, doch Tilman stirbt drei Tage später im Krankenhaus. Er hatte Fentanyl konsumiert – schon eine winzige Dosis kann für den menschlichen Körper tödlich sein. Die Holzes haben sich dazu entschieden, mit uns sehr offen und schonungslos über die Sucht ihres Sohns und Bruders zu sprechen, damit anderen Familien ihr Schicksal erspart bleibt.

Tilman Holze im Juli 2011

Tilman Holze im Juli 2011

Foto: Privat / DER SPIEGEL

In der Folge hat unsere Berichterstattung über den Drogentod von Tilman viele SPIEGEL-Leserinnen und Leser berührt. Das Video hat Menschen ermutigt, sich zu äußern und »oft auch eigene Leidenserfahrungen mitzuteilen«, erzählt Tilmans Vater. Sie fragen um Rat für sich selbst oder für suchtkranke Menschen in ihrem Umfeld. »Es sind enorm viele und positive Rückmeldungen, für die wir sehr dankbar sind.«

7.2.2020 hab ich mit meinem Sohn dasselbe erlebt. Im selben Jahr sind noch 2 seiner Freunde gestorben. Passt auf euch auf 🫶

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Von Schmerz zu Prävention

Für Familie Holze ist die große Resonanz ein Auftrag. Seit Tilmans Tod erzählen sie an Schulen seine Geschichte. Und mit der Veröffentlichung des Videos ist das Interesse an ihrer Aufklärungsarbeit noch einmal deutlich gestiegen: Die Holzes bekommen Anfragen von Bildungsstätten aus ganz Deutschland. »Wir wissen gar nicht, wie wir das alles schaffen sollen«, schreibt uns Erhard Holze. Das SPIEGEL-Video über Tilman ist mittlerweile fester Teil ihrer Aufklärungsarbeit und hilft ihnen, mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen.

Ich leide mit der Familie mit. Eins zu eins wie bei uns. Bei meiner Tochter fing es mit 12 Jahren an. Bis heute!! Die tägliche Angst, dass sie nicht mehr wach wird. Ich fühle so so mit der Familie mit.

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Die Gefahr wächst – besonders für junge Menschen

In Deutschland ist die Zahl der Drogentoten von Menschen unter 30 Jahren zuletzt um 14 Prozent gestiegen – insbesondere in Verbindung mit synthetischen Opioiden, zu denen auch Fentanyl gehört. Umso wichtiger sind Privatinitiativen wie die von Familie Holze. Sie wollen mit ihrer »Tilman-Holze-Stiftung« weiter für Aufklärung kämpfen.

Erhard Holze, Titus Holze, Christiane Holze

Erhard Holze, Titus Holze, Christiane Holze

Foto: Fabian Pieper / DER SPIEGEL

Christiane Holze trägt seit dem Tod ihres Sohns immer noch nur Schwarz. »Alles andere würde sich falsch anfühlen«, hat sie uns bei den Dreharbeiten gesagt. Ihre Trauer bleibt sichtbar, doch sie ist längst zu einem Motor geworden.

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