Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien und Spanien testen als erste EU-Staaten eine im Auftrag der EU-Kommission entwickelte Technik zur Altersverifizierung im Internet. Das hat die Brüsseler Behörde mitgeteilt und erklärt, dass es sich um den "Goldstandard" für die Alterssicherung im Internet handelt. Damit sollen Nutzer und Nutzerinnen online einfach nachweisen können, dass sie mindestens 18 Jahre alt sind, ohne dass die Stelle, gegenüber der sie das tun, mehr über sie erfährt. Gedacht ist das etwa für Pornografie-Portale. Weder die noch irgendjemand sonst soll darüber aber nachverfolgen, sehen oder rekonstruieren können, welche Inhalte die User einsehen.
Kritik aus allen Richtungen
Die jetzt vorgestellte Anwendung ist laut der EU-Kommission vollständig Open Source, "robust, benutzungsfreundlich, den Datenschutz sichernd und voll kompatibel" zur geplanten europäischen digitalen Brieftasche (EUid). Der Prototyp könne in andere Anwendungen integriert oder alleinstehend genutzt werden. Die fünf Vorreiter würden sich jetzt mit Brüssel austauschen, wie sie bei der Einführung vorgehen wollen, um jeweils nationale Anwendungen zur Überprüfung des Alters von Nutzern und Nutzerinnen veröffentlichen zu können. Gründliche Tests sind demnach etwa mit Pornografie-Plattformen vorgesehen.
Wenn die Technik ausgereift ist, könne sie auch für andere Dienste eingesetzt werden, erklärt Brüssel noch. Vorstellbar sei etwa, dass man damit nachweisen können werde, dass man Alkohol kaufen darf. Wann genau Altersüberprüfungen nötig sind, steht in Leitlinien, die auf Basis des Digital Services Act (DSA) erstellt und die jetzt ebenfalls verfügbar gemacht wurden. Betroffen sind demnach etwa Plattformen, die nicht jugendfreie Inhalte vorhalten und solche, "die ein hohes Risiko für die Sicherheit von Minderjährigen darstellen". Die Methoden der Altersverifizierung sollen demnach "genau, zuverlässig, robust, nicht aufdringlich und nicht diskriminierend sein".
Die vorgesehenen Pflichten treffen bei den Betroffenen nicht auf Gegenliebe, vor allem, weil weder die Plattformen noch die Betreiber von App-Stores dafür zuständig sein wollen. Bedenken wurden beispielsweise bereits von Meta, Google und Apple angemeldet. Aber auch die Anbieter von Pornografie-Portalen haben bereits protestiert. Kritik an den Plänen der Kommission kommt außerdem von zivilgesellschaftlichen und Bürgerrechtsorganisationen. Sie meinen, dass aktuelle Systeme oft nicht effektiv schützen, aber die Privatsphäre untergraben und ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln würden.
(mho)