Borussia Dortmund erlebt in diesen Tagen einen etwas anderen Sommer. Der ganze Klub leistet in der heißen Jahreszeit Schwerstarbeit: Die Profis müssen bei der Klub-WM schuften und dürfen noch vom Titel träumen, die Bosse schließen lukrative Deals ab.

Neue Spieler, neuer Wettbewerb: Jobe Bellingham und Borussia Dortmund sind derzeit bei der Klub-WM in den USA im Einsatz. IMAGO/Nicolo Campo
Aus Fort Lauderdale berichtet Matthias Dersch
Alle vier Tage stehen die Spieler von Borussia Dortmund derzeit auf dem Rasen, um Siege bei der Klub-WM einzufahren. Einfach ist das wahrlich nicht angesichts der hohen Temperaturen, der vielen Flugreisen und der bislang völlig unbekannten Gegner. Auch für das Trainerteam um Niko Kovac bedeutet das Schwerstarbeit, müssen sie doch die Belastung ihrer Profis geschickt verteilen und sich parallel dazu auf neue Mannschaften einstellen. Doch die sportliche Abteilung des BVB ist mit den vielen Aufgaben nicht allein. Auch für die Bosse des Klubs ist es ein etwas anderer Sommer, da sich vieles in den bislang drei Wochen des reformierten Turniers in den USA ballt.
Bellingham-Transfer mit hohem Personalaufwand
Vor allem Sportdirektor Sebastian Kehl hat derzeit alle Hände voll zu tun, bastelt er doch parallel zur Klub-WM bereits am Kader für die neue Saison. In Jobe Bellingham konnte der BVB den ersten großen Transfer bereits vor dem Turnier eintüten. Der Engländer, um den die Schwarz-Gelben intensiv und mit hohem Personaleinsatz bis hin zu einem persönlichen Treffen mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke geworben hatten, reiste gleich mit in die USA. Das Bruderduell gegen Jude, seinen älteren Bruder, fällt dennoch aus, da er im Viertelfinale gegen Real Madrid gesperrt fehlt.
In den USA selbst wickelte Kehl, der wie alle BVB-Bosse in den USA früh aufsteht, um mit europäischen Partnern Telefontermine wahrnehmen zu können, dann den Transfer von Jamie Gittens ab, nachdem er zuvor im ersten Wechselfenster des noch jungen Sommers im Poker um den Wunschspieler des FC Chelsea noch hart geblieben war. Das brachte dem Klub eine Mehreinnahme von bis zu zehn Millionen Euro ein. Denn die Londoner legten wie erwartet nach und erhöhten ihr Angebot auf 65 Millionen Euro (inklusive erfolgsabhängiger Boni). Am Donnerstag gaben beide Klubs die Einigung bekannt, lediglich die Formalitäten fehlen noch zum Vollzug.
Drei starke Deals auf der Verkaufsseite
Parallel dazu verkaufte Kehl Youssoufa Moukoko zum FC Kopenhagen. Das brachte dem BVB weitere fünf Millionen Euro an sofortigen Einnahmen ein, auch diese Summe kann sich durch Klauseln noch signifikant erhöhen, zudem spart die Borussia durch den Verkauf des einstigen Sturmtalents eine mittlere einstellige Millionensumme an Gehalt. In den letzten Zügen ist zudem der Verkauf von Soumaila Coulibaly an Racing Straßburg. Für den Innenverteidiger, der beim BVB keine sportliche Zukunft mehr besaß, handelte Kehl eine Ablöse von 7,5 Millionen Euro heraus - exklusive Boni in Höhe von zwei Millionen Euro. Die drei Deals zeigen, warum Kehl intern beim BVB den Ruf genießt, ein harter Verhandler zu sein - und schärfen das Profil des Dortmunder Sportdirektors weiter.
Die To-Do-Liste ist damit freilich nur kürzer geworden, aber längst noch nicht komplett abgearbeitet. Neben weiteren Verkäufen - etwa von Salih Özcan und Giovanni Reyna - will der BVB den Kader auch weiter verstärken. Ins Visier ist dabei auch wieder Carney Chukwuemeka gerückt, der noch bis zum Ende der Klub-WM vom FC Chelsea ausgeliehen ist. Dorthin wird er nach seinem Urlaub auch erst einmal zurückkehren. Sollten die Londoner für den technisch starken und torgefährlichen Mittelfeldspieler keinen festen Abnehmer finden, will sich Dortmund für ein erneutes Leihgeschäft - mit anschließender Kaufoption zu vertretbaren Konditionen - ins Spiel bringen.

Der Wechsel von Jamie Gittens (li.) zu Chelsea ist beschlossen, die Zukunft von Carney Chukwuemeka noch offen. IMAGO/Christian Schroedter
Weitere Millionen dank Puma-Verlängerung
Und auch Geschäftsführer Carsten Cramer, unter anderem zuständig für den Marketing-Bereich, hat während Klub-WM viel zu tun. Neben Gesprächen mit potenziellen Neupartnern finalisierte er während des Turniers den neuen Ausrüster-Vertrag mit Puma - und reiste dafür eigens für ein paar Tage nach Deutschland zurück.