Christina Block: Strafprozess wegen des Vorwurfs der Kindesentführung startet im Juli

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Der Strafprozess gegen die Hamburger Unternehmerin Christina Block wegen des Vorwurfs der Kindesentführung wird am 11. Juli 2025 vor dem Landgericht Hamburg beginnen. Die dortige Jugendschutzkammer hat die Anklage der Staatsanwaltschaft am Dienstag zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet. Der Beschluss liegt dem SPIEGEL vor.

Christina Block, 52, wird beschuldigt, die Entführung von zwei ihrer vier Kinder beauftragt zu haben. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hatte Mitte April 2025 Anklage gegen Block und sechs weitere Personen erhoben. Unter ihnen ist auch Blocks Lebensgefährte, der ehemalige Sportmoderator Gerhard Delling. Die Ermittler werfen Christina Block und zwei weiteren Angeklagten schwere Entziehung Minderjähriger, gefährliche Körperverletzung sowie Freiheitsberaubung vor. Den übrigen vier Angeklagten, unter ihnen Delling, wird jeweils Beihilfe zu den Straftaten vorgeworfen.

Maskierte Täter sollen Kinder verschleppt haben

Hintergrund des Verfahrens ist ein jahrelanger Sorgerechtsstreit, der in der Neujahresnacht 2024 eskalierte.  Damals lebten Christina Blocks jüngste Tochter, 13 Jahre alt, und ihr Sohn, 11, seit mehr als zwei Jahren bei deren Vater Stephan Hensel in Dänemark, in Gråsten, einem Ort an der Ostsee kurz hinter der Grenze. Hensel und Block hatten sich 2014 getrennt.

In der Neujahrsnacht hatten sich die Kinder zusammen mit ihrem Vater das Feuerwerk unweit ihres Wohnhauses angesehen, als mehrere maskierte Täter Hensel angegriffen und die Kinder in einen Wagen gezerrt und verschleppt haben sollen. Kurz nach der Entführung tauchten die beiden bei ihrer Mutter in Hamburg auf. Dort verbrachten sie aber nur wenige Tage: Am 5. Januar 2024 entschied das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg, die Kinder sollten zum Vater nach Dänemark zurückkehren. Zu dem Zeitpunkt hatte die Staatsanwaltschaft schon begonnen, die Hintergründe der Tat zu ermitteln.

Ermittler sehen in Block die mutmaßliche Drahtzieherin

Am Ende kamen die Ermittler zu dem Schluss, Christina Block sei die mutmaßliche Drahtzieherin der Entführung. So geht es aus der 148-seitigen Anklageschrift hervor, die der SPIEGEL  einsehen konnte.

Sowohl Christina Block als auch Gerhard Delling weisen die Vorwürfe zurück. Blocks Anwalt teilte in der Vergangenheit mehrfach mit, seine Mandantin habe »den Auftrag« zur Entführung ihrer Kinder »nicht erteilt und wäre dazu niemals bereit gewesen«. Während des Ermittlungsverfahrens hatte Christina Block versucht, den Verdacht von sich zu weisen, und ihre eigene Mutter schwer belastet. Demnach soll sie die Entführung ihrer Enkel beauftragt haben. Kurios dabei: Die Mutter starb im Juli 2023, ein halbes Jahr vor der Tat.

Dellings Verteidiger nannte die Anklagepunkte »rechtlich unzutreffend«. Das Landgericht scheint dessen Rolle aber schon jetzt strenger zu bewerten als die Staatsanwaltschaft: In der Anklageschrift wurde Delling noch der Beihilfe beschuldigt; aus Sicht der Strafkammer des Landgerichts könnte er auch als Mittäter zu bestrafen sein.

Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt für alle Angeklagten die Unschuldsvermutung. Das Gericht hat bislang 37 Verhandlungstage festgelegt, der Prozess könnte damit bis Ende Dezember dauern. Christina Block droht im Falle einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe.

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