Gegen Lyon kam Luis Diaz erstmals im Trikot des FC Bayern zum Einsatz. Was dabei auffiel.

Die ersten Minuten im Trikot des FC Bayern: Luis Diaz. IMAGO/MIS
Mit Tochter Roma schlenderte Luis Diaz am Samstagabend händchenhaltend und hüpfend zum Teambus des FC Bayern, die Kapuze über den Kopf gezogen. Den Regenschutz hätte es kurz vorm Ausgang der Allianz-Arena zwar nicht gebraucht, er wird im Münchner Schmuddelwetter aber vielleicht schon zur Gewohnheit geworden sein.
Immerhin der erste Auftritt des Kolumbianers im Trikot des FC Bayern lieferte ein bisschen Grund zur Erheiterung. "Der hat immer ein Lächeln im Gesicht", freut sich Joshua Kimmich über seinen neuen Teamkollegen, der für 67,5 Millionen Euro vom FC Liverpool geholt und erst am Donnerstag vorgestellt wurde. "Ich habe schon das Gefühl, der kommt gern zum Training. Der hat wirklich Spaß am Fußball, und das ist das, was wir brauchen."
Den Spaß vermittelte Luis Diaz nach seiner Einwechslung zur zweiten Hälfte gegen Lyon vom Fleck weg, auch wenn längst nicht alles gelang. Schon nach zweieinhalb Minuten bot sich dem 28-Jährigen die gute Gelegenheit zur Bayern-Führung, mit links scheiterte er allerdings an Olympique-Schlussmann Remy Descamps, der im direkten Duell zweimal die Oberhand behielt, auch sein eingewechselter Vertreter Mathieu Patouillet rettete kurz vor Schluss im kurzen Eck gegen Luis Diaz.
"Er hätte vielleicht ein Tor machen können", ließ Kimmich lächelnd zumindest einen Kritikpunkt am neuen Teamkollegen zu. Dafür holte der FCB-Sommertransfer immerhin den Elfmeter vorm 1:0 von Michael Olise raus und hätte in der 69. Minute den nächsten Assist sammeln können, Serge Gnabry setzte seinen Querpass jedoch flach neben das Tor.
Don’t believe the hype, don’t believe the drama.
Freund über eine mögliche Flügelzange Luis Diaz/Olise
"Ich fand, er hat es heute gut gemacht", lobte Teamkollege Harry Kane, der in der Premier League bereits gegen Luis Diaz gespielt hatte. "Natürlich haben wir erst ein paar Trainingseinheiten absolviert, aber er wirkt hungrig und konzentriert, spielt mit einem Lächeln im Gesicht. Wir werden ihn diese Saison brauchen. Ich freue mich riesig, ihn zu haben."
Den gewissen Spielwitz, den auch Vorgänger Leroy Sané immer wieder verkörperte, brachte Luis Diaz bereits in seinen ersten 45 Minuten aufs Feld, suchte Dribblings, Abschlüsse und den Weg zum Tor, verhedderte sich allerdings zwei-, dreimal.

Luis Diaz hatte gegen Lyon drei gute Chancen. IMAGO/Eibner
Ob die Bayern mit ihm und Olise endlich legitime Nachfolger für die Flügelzange Arjen Robben/Franck Ribery gefunden haben? "Wir sagen immer: 'Don’t believe the hype, don’t believe the drama'”, probierte es Sportdirektor Christoph Freund mit einem Sprichwort. „Schön in der Mitte bleiben. Die beiden haben sehr, sehr viel Potenzial. Michael ist schon ein Jahr hier, Luis Diaz hat schon sehr viel erreicht, viel gesehen, top Qualität. Wir haben einen ganz wichtigen Transfer getätigt. Ich freue mich auf alles, was kommt."
Die ersten Spuren hat Luis Diaz jedenfalls hinterlassen, immerhin bringt er auch drei Wochen Vorbereitungs-Vorsprung im Vergleich zu seinen neuen Kollegen mit. "Er hat sehr frisch gewirkt", fand auch Freund und freut sich auf die Intensität, den Fleiß und Eifer. "Er ist ein absoluter Mannschaftsspieler, der auch sehr torgefährlich ist, also viele Scorer-Punkte können wir uns schon erwarten." Ab dem nächsten Spiel dann, am Donnerstag gegen Tottenham.
Kane jedenfalls freut sich nicht nur auf das Wiedersehen mit seinem Ex-Team, sondern auf Vorlagen vom Neuzugang. "Als Stürmer, als Nummer neun, spielt man gerne mit solchen Spielern. Ich fand ihn in seiner Zeit bei Liverpool sehr effektiv, er kann den Unterschied ausmachen. Ich habe schon gesagt, dass ich in dieser Mannschaft meine Chancen bekommen werde, und ich denke, er trägt dazu bei."
Und, das stellte Englands Nationalmannschafts-Kapitän noch einmal kurz klar: "Sein Englisch ist okay." Der Eingliederung von Luis Diaz sollte also nichts mehr im Weg stehen.
Mario Krischel