Leipziger Niederlage in Mailand Am Nasenring durch San Siro
Inter ist alles, was Leipzig derzeit gern wäre. Die Mailänder gewinnen eindrucksvoll und bleiben zum fünften Mal ohne Gegentor in der Königsklasse, RB taumelt dem Aus entgegen. Die Maßnahmen von Marco Rose verpuffen.
26.11.2024, 23.06 Uhr
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Szene des Spiels: »Wir stehen in Mailand mit dem Rücken zur Wand«, sagte Leipzigs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer nach der Niederlage in Hoffenheim am vergangenen Wochenende. »Wir sind jetzt gefragt, Lösungen zu finden, wir sind jetzt gefragt zu liefern.« 27 Minuten lang erhielt sich RB bei Champions-League-Finalist Inter Mailand die Hoffnung auf ein wie auch immer geartetes Liefern, doch dann kam, was kommen musste: Eine scharfe Hereingabe bugsierte Castello Lukeba mit der Hacke (!) ins eigene Tor.
Ergebnis: RB Leipzig hat auch sein fünftes Spiel der Champions-League-Ligaphase verloren. Nach Niederlagen bei Atlético und Celtic und zu Hause gegen Juventus und Liverpool unterlag der Bundesligavierte der Vorsaison auch bei Inter Mailand 0:1 (0:1).
Erste Hälfte: Mit dem Selbstbewusstsein von vier Begegnungen ohne Gegentor in vier Champions-League-Partien begann Inter das Spiel. Hinten mit viel Ruhe und Ballbesitz, vorn mit den gewohnten Positionsrochaden. Federico Dimarco zwang Péter Gulácsi mit einem Distanzschuss zur ersten Parade (7. Minute). Von links und rechts kamen gefährliche Bälle in den Strafraum der Gäste, Denzel Dumfries köpfte knapp neben das Leipziger Tor (15.). Lukeba sorgte mit seinem Eigentor für die hochverdiente Inter-Führung (27.). Die beiden einzigen nennenswerten Offensivaktionen der Leipziger mündeten nach Fouls an Loïs Openda in Gelben Karten für die Mailänder Innenverteidiger.
Castello Lukeba traf ins eigene Tor
Foto: www.imagephotoagency.it / Gribaudi / ImagePhoto / IMAGOSieben vermisst: Lukas Klostermann erweiterte mit muskulären Problemen das ohnehin gut gefüllte Leipziger Lazarett. Mit ihm, Xaver Schlager, David Raum, Yussuf Poulsen, El Cagaille Bitshiabu, Eljif Elmas und Xavi fehlten Trainer Marco Rose gleich sieben Profis. Inklusive des 17-jährigen Viggo Gebel reiste RB mit nur 15 Feldspielern nach Mailand.
Acht gefunden: Auf der Gegenseite befindet sich Inter-Trainer Simone Inzaghi in einem geradezu paradiesischen personellen Zustand. Am vergangenen Wochenende gewann sein Klub in der Serie A 5:0 bei Hellas Verona, was Inzaghi zur großzügig ausgelegten Maxime »Always change a winning team« veranlasste. Gleich auf acht Positionen änderte er seine Startelf, unter anderem Hakan Çalhanoğlu und Benjamin Pavard rückten neu in die Startelf.
Péter Gulácsi konnte die Niederlage nicht verhindern
Foto: Fabio Sasso / ZUMA Press Wire / IMAGOZweite Hälfte: Leipzig musste, konnte aber nicht. Inter konnte, musste aber nicht. So plätscherte die Partie vor sich hin, es dauerte bis zur 69. Minute und Schuss von Antonio Nusa, um den Puls von Inzaghi in die Höhe zu treiben. Fast im Gegenzug hätte der eingewechselte Ex-Gladbacher Marcus Thuram per Kopf beinahe für das 2:0 gesorgt (70.). Bitter für Leipzigs Assan Ouedraogo: In der 61. Minute eingewechselt, musste er neun Minuten später das Spielfeld schon wieder verletzt verlassen. In der Schlussphase baute RB dann endlich so etwas wie Druck auf, gefährlich wurde es allerdings nicht mehr. Inter blieb auch im zwölften Champions-League-Heimspiel in Folge ungeschlagen, gewann zehn davon und spielte zehnmal zu null.
Yann Aurel Bisseck (l.) gegen Loïs Openda
Foto: Piero Cruciatti / AFPEin Mailänder für Nagelsmann? Der Bundestrainer hat ihn bereits live in San Siro beobachtet: Innenverteidiger Yann Aurel Bisseck, der ehemalige Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft, steht seit gut einem Jahr bei Inter unter Vertrag und hat eine hervorragende Entwicklung genommen. Der 23-jährige gebürtige Kölner stand bislang in jedem Spiel der Königsklasse 2024/2025 für sein Team auf dem Platz, bei Manchester City und gegen Arsenal bei den Zu-Null-Spielen sogar in der Startelf. Gegen Leipzig kam er noch vor der Pause für den angeschlagenen Pavard in die Partie und fügte sich nahtlos in das defensive Uhrwerk der Nerazzurri ein.
Konter vs. Konter: Die ersten vier Partien dieser Saison hatten sowohl Inter als auch RB im Schnitt mit mehr gegnerischem als eigenem Ballbesitz bestritten. Dass Inzaghis Team es auch versteht, geduldig Chancen zu kreieren, dafür waren die ersten 45 Minuten ein exzellentes Beispiel. Leipzig-Coach Rose hatte zuletzt ein »Ergebnis- und ein Leistungsproblem« bei seiner Mannschaft diagnostiziert. Es sei an ihm, dies zu beheben. Er entschied sich in Mailand dafür, die Inter-Formation mit Dreierkette nicht zu spiegeln, sondern eine Viererkette aufzubieten. Zudem durfte offensiv überraschend André Silva ran. Es waren Maßnahmen, die nicht fruchteten.
Tabelle oben, Tabelle unten: Inter Mailand steht mit 13 von 15 möglichen Punkten und einem Torverhältnis von 7:0 aktuell auf Platz eins der Königsklassentabelle, kann aber noch morgen vom FC Liverpool und der AS Monaco überholt werden. Leipzig hat mit null Punkten aus fünf Partien bei mindestens fünf Punkten Rückstand nur noch theoretische Chancen auf einen Platz unter den ersten 24, der zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt.
So geht's weiter: Für Inter stehen nun zwei Auswärtsspiele in Leverkusen (10. Dezember) und bei Sparta Prag (22. Januar) an, bevor es zum Abschluss der Ligenphase gegen die AS Monaco geht (29. Januar). Leipzig empfängt Aston Villa (10. Dezember) und Sporting aus Lissabon (22. Januar). Das abschließende Spiel für RB findet bei Sturm Graz statt (29. Januar).
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