Die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel sieht bei Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) eine wichtige Voraussetzung dafür erfüllt, dass er Olaf Scholz (SPD) im höchsten Regierungsamt ablösen könnte. „Man braucht diesen unbedingten Willen zur Macht. Friedrich Merz hat ihn auch, und deshalb gönne ich es ihm“, sagte Merkel bei der Präsentation ihrer Memoiren in Berlin.
Sie antwortete auf eine Frage der Journalistin Anne Will, ob sie es Merz gönne, dass er vielleicht bald Kanzler werde. Nach der Bundestagswahl 2002 hatte die damalige CDU-Chefin Merkel Merz vom Posten als Unionsfraktionschef verdrängt, was ihr Verhältnis schwer belastete.
Ihre politische Karriere habe sie auch auf ihren persönlichen Erfahrungen aus DDR-Zeiten aufgebaut, sagte Merkel. Es sei doch eigentlich „eine schöne Mitteilung“, dass die Fähigkeiten, die sie dort erworben habe, dafür gereicht hätten, 16 Jahre Bundeskanzlerin in der Bundesrepublik Deutschland zu sein, sagte die Altkanzlerin bei der Buchpremiere im Deutschen Theater in Berlin. Sie habe die ganze Zeit ihre Kraft aus ihrem Leben in der DDR geschöpft. „Ein anderes hatte ich ja nicht.“ Ihr Leben als Politikerin nach der Einheit 1990 habe ja nicht „bei Null“ begonnen, machte sie deutlich.
Angela Merkels Memoiren
:„Nun jedoch war ein Tiefpunkt erreicht“
Angela Merkels Memoiren
Vom Hochgefühl bei der Wahl zur CDU-Chefin bis zum Streit mit Seehofer: Was Merkel über das Verhältnis zu ihrer Partei, den Aufstieg der AfD und den Kanzlerkandidaten Merz schreibt.
Die frühere CDU-Chefin legt ihre Autobiografie knapp drei Jahre nach dem Ausscheiden aus der Politik vor. Geschrieben hat sie das gut 700 Seiten starke Buch mit dem Titel „Freiheit. Erinnerungen 1954 - 2021“ zusammen mit ihrer langjährigen Vertrauten Beate Baumann. Merkel sagte, ihre Hoffnung sei, dass ihr Buch „auch Menschen verstehen, die sich nicht jeden Tag die ganze Zeit mit Politik beschäftigen.“
In dem Buch, das im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheint, geht Merkel alle wichtigen Krisen und Entscheidungen ihrer 16-jährigen Amtszeit als Kanzlerin durch – die Flüchtlingskrise 2015/2016 ebenso wie die Weltwirtschafts-, die Euro- oder die Ukraine-Krise. Ausführlich schildert sie auch ihr Aufwachsen in der DDR. Inhaltliche Überraschungen bietet der Blick hinter die Kulissen der Politik kaum. Dafür gewährt die heute 70-Jährige einige kleine Einblicke in ihr Privatleben, das sie sonst stark bedeckt hielt.