Der SC Freiburg hat die Champions League verpasst - und könnte Unterschiedsspieler Ritsu Doan verlieren. Zwei Bundesligisten haben ein Interesse nicht verneint. Aber ein möglicher Abschied hängt allen vielen Faktoren.

Wo spielt er in der kommenden Saison? Ritsu Doan IMAGO/Steinsiek.ch
Sein Tor am Samstag gegen Eintracht Frankfurt reichte dem SC Freiburg nicht, um die Champions-League-Qualifikation zu schaffen. Trotzdem könnte Ritsu Doan 2025/26 in der Königsklasse dabei sein. Der 26 Jahre Offensivmann hat sich mit seinen Liga-Leistungen in dieser Saison (zehn Tore, acht Vorlagen) auch für die nationale Konkurrenz interessant gemacht - allen voran womöglich für diejenige, die dem SC am Ende den Zutritt zur Champions League verwehrte.
Weder Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl noch Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche verneinten am Sonntag im Sport1-Doppelpass, sich mit Doan zu beschäftigten. Dieser "war für Freiburg ein sehr wichtiger Spieler, ob er nächstes Jahr noch dort spielt, weiß ich nicht. Es gibt ja noch mehrere Klubs, die anscheinend interessiert sind", meinte Kehl und deutete mit dieser Formulierung zumindest an, dass Doan auch ein BVB-Thema ist. "Wir beschäftigen uns mit sehr, sehr vielen Profilen."
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Das Interesse der Eintracht ist bereits länger bekannt. Krösche antwortete auf die Frage, ob er schon mit Doan gesprochen habe: "Wir kennen uns ja. Schon als er in Bielefeld war, haben wir uns natürlich mit ihm beschäftigt, auch schon mal vor zwei Jahren." Der Japaner sei "ein super Spieler, ein super Typ. Aber mehr gibt es dazu momentan noch nicht zu sagen."
Dass sich Doan trotz eines Vertrags bis 2027 mit einem vorzeitigen Abschied beschäftigt, ist da nur logisch und überrascht in Freiburg niemanden. "Wenn man von einem perfekten Zeitpunkt für einen Abschied sprechen kann, ist es wohl der kommende Sommer - natürlich nur, falls das Angebot stimmt", hatte Sportdirektor Klemens Hartenbach schon im März erklärt. "Für uns als SC ist wichtig, Spieler nach einer starken Entwicklung zur passenden Zeit auch mal ziehen zu lassen." Eine für den SC zufriedenstellende Ablöse dürfte sich jenseits von 20 Millionen Euro bewegen.
Doan: "Gerade bin ich leer in meinem Kopf"
Doan selbst war am Samstagabend sichtlich bewegt und zunächst damit beschäftigt, die bittere 1:3-Niederlage gegen die Eintracht im Millionenspiel um die Königsklasse zu verarbeiten. "Es ist natürlich sehr enttäuschend, aber wir haben alles gegeben", sagte der 26-Jährige, fügte mit Blick auf das erneute Europa-League-Ticket aber an: "Ich bin stolz auf das Team, die Fans und mich selbst, was wir diese Saison geleistet haben."
Und was denkt er über seinen weiteren Werdegang nach inzwischen sieben Spielzeiten in Holland und Deutschland? "Natürlich habe ich schon über meine Zukunft nachgedacht, aber ich habe derzeit noch nichts entschieden. Gerade bin ich leer in meinem Kopf, jetzt kommt der Urlaub, dann muss ich über alles nachdenken und mit meiner Frau, allen in meinem Umfeld, mit dem Verein und mit den Trainern sprechen."
Vor allem für den Freiburger Cheftrainer-Neuling Julian Schuster hatte der 57-malige japanische Nationalspieler Komplimente parat. "Er hat einen großartigen Job gemacht, er ist ein guter Typ und ein guter Coach. Wir haben die ähnliche Spielidee und die Basics von Christian Streich, aber eine etwas andere Idee im vorderen Bereich, die mir gut gefällt."
Inzwischen ist Doan auch in England verstärkt im Fokus
Was der Linksfüßer meint, der bevorzugt vom rechten Flügel nach innen zieht: "Wir sind aggressiver, versuchen mehr, das Spiel auch zu dominieren und den Ball zu halten. Speziell gegen große Teams dürfen wir nicht nur verteidigen, sonst kannst du nicht gewinnen. Wir haben das gegen Leverkusen gezeigt und auch gegen Frankfurt teilweise. Wir haben beide Spiele zwar nicht gewonnen, aber wir haben uns deutlich verbessert." Doans bemerkenswerte Schlussfolgerung: " Wir haben großes Potenzial, in Zukunft mit diesem Trainer noch mehr zu wachsen."
Ob er in Zukunft noch Teil dieser Entwicklung sein wird, darf mit einem größeren Fragezeichen versehen werden. Neben dem Interesse aus der Bundesliga ist Doan auch in England verstärkt in den Fokus gerückt, seit er durch seine verbesserten Defensivfähigkeiten auch als kompletter rechter Schienenspieler wertvoll sein kann. Für Doan, der bei der WM 2022 mit einem Tor zum deutschen Vorrunden-Aus beigetragen hatte, wird mit Blick auf das nächste Weltturnier 2026 wichtig sein, dass er sich auch nächste Saison über einen recht sicheren Stammplatz im Verein weiterhin für die Blue Samurai empfehlen kann.
Doan präsentierte sich selten so emotional wie am Samstag
Wenn es zum Abschied aus dem Breisgau kommt, wird es kein leichter sein. Doan, grundsätzlich ein Voll-Profi, der sich sicher auch an einem anderen Standort schnell zurechtfindet, präsentierte sich selten so emotional wie am Samstag. Er betonte mehrmals, wie sehr ihm der SC und Freiburg in den vergangenen drei Jahren ans Herz gewachsen sind.
"Ich hatte so ein Gefühl noch nie vorher bei einem europäischen Klub. Die Fans geben mir so viel Liebe und Zuneigung, besonders diesmal nach dem Spiel auf dem Zaun in der Kurve. Aber auch sonst in der Stadt, wenn mich Menschen ansprechen, sie sind immer positiv. Ich fühle mich wirklich zu Hause in Freiburg." Die drei Saisons beim SC haben sich für Doan nicht nur sportlich äußerst gelohnt: "Wir sind alle zusammen gewachsen, ich brauche das Team und das Team braucht mich. Ich liebe diesen Verein. Deshalb muss ich im Urlaub nachdenken." Es könnten bewegende Abschiedsworte gewesen sein.
Carsten Schröter-Lorenz, jpe