Wie viel Wasser fließt durch Ihre Toilettenspülung? Welche Art von Müll fällt in Ihrem Gebäude an? Welche Klebstoffe enthält Ihr Bodenbelag?
Wer in den vergangenen Monaten bei seiner Bank einen Kredit für seine Immobilie beantragte, musste häufig eine Vielzahl solcher oder ähnlicher Fragen beantworten. Die Daten benötigten die Institute für ihre gesetzlich vorgeschriebenen Nachhaltigkeitsberichte, die seit Monaten für Verwirrung bei Millionen von Eigenheimbesitzern, Unmut in weiten Teilen der Wirtschaft und politischen Ärger sorgen. Vor wenigen Wochen erst hat die zuständige EU-Kommission beschlossen, den Start der Berichtspflichten für die meisten Unternehmen zu verschieben und den Fragenkatalog noch einmal zu überarbeiten.
Ein neuer Standard für die Branche
Jetzt liefert die Immobilienbranche eine Vorlage, wie »der bürokratische Aufwand reduziert« und »der Datenaustausch erleichtert werden« kann, wie Jochen Schenk sagt, Vizepräsident des Zentralen Immobilienausschusses (ZIA). Gemeinsam mit dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) hat die Organisation, der rund 37.000 Unternehmen der Branche angehören, ein neues Konzept für eine schlanke und dennoch klimagerechte Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Branche erarbeitet. Die Vorlage könnte zum neuen Standard bei den rund fünf Millionen jährlichen Anfragen für Immobilienkredite allein in Deutschland und zu einem Vorbild für die Regulierungsdebatte in Europa werden.
Bislang seien »Anforderungsprofile und Fragebögen sehr, sehr unterschiedlich gewesen«, sagt Schenk. Künftig gebe es eine einheitliche Liste, die den »komplizierten und zeitaufwendigen Prozess der Kreditvergabe« deutlich vereinfachen könne. Aus den 450 möglichen Fragen, die sich aus den Vorgaben der EU und ihrer Bankenaufsicht ergeben, machten die Experten der beiden Verbände 29. Das Konzept sei »ein wichtiger Schritt zur Harmonisierung der Datenabfragen«, ergänzt Sascha Kullig, Mitglied der VDP-Geschäftsleitung. Die Vorlage schließe »eine Lücke zwischen Immobilien- und Finanzwelt«.
Um den bürokratischen Aufwand für Banken und Kreditkunden zu reduzieren, bauten die Experten auf den einschlägigen EU-Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberichte auf. Zugleich sonderten sie alle Fragen aus, die der Eigentümer bereits bei anderer Gelegenheit beantworten muss, etwa bei der Abgabe seines Bauantrags. Außerdem strichen sie jene Datenpunkte, die der Besitzer nicht beeinflussen kann, wie die Abfallmengen seiner Mieter. Schließlich entfernten die Experten auch noch jene Nachhaltigkeitsthemen aus dem Katalog, für die nicht der Eigentümer, sondern die Kommune die Verantwortung trägt.
Übrig blieben vor allem Fragen zu Energiebedarf, Heizungsart und Treibhausgasausstoß. Zudem fügten die Experten zwölf weitere Datenpunkte hinzu, die aktuell nicht standardmäßig berichtet werden müssen, die aber zu einem späteren Zeitpunkt relevant werden könnten.
Das Konzept schafft nicht nur Entlastung für die Immobilienbranche. Es könnte auch ein Beispiel geben, wie die Berichtspflichten auch in anderen Branchen sinnvoll reduziert werden können, ohne die klimapolitischen Ziele aufzuweichen. Durch das »einheitliche Verständnis der Datenanforderungen«, sagt ZIA-Mann Schenk, könne die Digitalisierung »vorangetrieben« und »der Blick wieder auf das Kerngeschäft gerichtet werden«.