Die Großstadt al-Fāschir im Westen des Sudans wird seit mehr als einem Jahr von der Rebellenarmee RSF belagert. Dort droht laut Welternährungsprogramm eine Hungersnot.
Aktualisiert am 5. August 2025, 17:28 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, epd, skö
Die seit Mai 2024 belagerte sudanesische Stadt al-Fāschir steht nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) vor einer Hungersnot. Es handelt sich dabei um die Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaates Nord-Darfur. Al-Fāschir ist die einzige größere Stadt im Westen des Landes, die nicht unter Kontrolle der Rebellenarmee RSF steht. Nach mehr als zwei Jahren Bürgerkrieg leben dort nach UN-Schätzungen noch etwa 300.000 Menschen.
Die Stadt sei von humanitärer Hilfe abgeschnitten, der verbleibenden Bevölkerung blieben nur wenige Vorräte zum Überleben, teilte das WFP mit. Demnach konnte das Hilfswerk wegen einer Blockade der Zugangsstraßen seit mehr als einem Jahr keine Nahrungsmittel mehr auf dem Landweg in die Regionalhauptstadt bringen.
"Jeder in al-Fāschir kämpft täglich ums Überleben", sagte Eric Perdison, WFP-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika. Die Preise für Grundnahrungsmittel seien in der Stadt extrem erhöht worden. Waren wie Sorghumhirse oder Weizen, aus denen Brot und Brei hergestellt werden, sind bis zu 460 Prozent teurer als im Rest des Landes. Einige Familien ernähren sich laut Berichten von Tierfutter und Lebensmittelabfällen.
Die Hungerkrise spitzt sich zu
Das WFP unterstütze 250.000 Einwohner mit digitalem Bargeld. Mit dem Geld sollen sie die Lebensmittel kaufen, die es noch auf den Märkten gibt. Dies decke jedoch bei weitem nicht den Bedarf in der belagerten Stadt.
Neben dem WFP wies auch die Hilfsorganisation Care auf die katastrophale Situation hin. Eine Hungersnot stellt die höchste Stufe einer Hungerkrise dar. Der sudanische Care-Länderdirektor Abdirahman Ali spricht von "massiven Mittelkürzungen", die die Arbeit von Hilfsorganisationen zudem erschweren würden. "Wenn die Weltgemeinschaft nicht handelt, werden noch mehr Menschen sterben", warnte Ali. Die Bewältigungsmechanismen der Menschen seien nach mehr als zwei Jahren Krieg "völlig erschöpft", beschreibt Perdison vom WFP die Situation der Bevölkerung.
Seit April 2023 herrscht im Sudan ein Bürgerkrieg. Um die Macht kämpfen der sudanesische Machthaber und Armeechef Abdel Fattah Burhan und sein ehemaliger Stellvertreter und RSF-Anführer Mohammed Hamdan Daglo. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem Konflikt. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist laut UN-Angaben von Hunger bedroht.