Der Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Patrick Sensburg, erwartet einen starken Zustrom von Freiwilligen zur Bundeswehr – hält aber eine Wiedereinsetzung der Wehrpflicht dennoch für nötig.
»Ich rechne damit, dass wir viel mehr freiwillige Bewerbungen kriegen werden, als wir glauben«, sagte Sensburg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) . Die Rede sei von bis zu rund 40.000 Freiwilligen, die aus mehr als 600.000 Männern und Frauen eines Jahrgangs gewonnen werden müssten. »Ich wette, die kriegen wir«, so der Präsident des Reservistenverbands.
Aber: »Nur für die Reserve, also eine wehrhafte Zivilbevölkerung, wird es dauerhaft nicht reichen«, so der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete weiter. »Deshalb wird es auf Dauer ohne Wiedereinsetzung der Wehrpflicht nicht gehen.«
1000 Tote und Verwundete pro Tag
Sensburg verwies in diesem Zusammenhang auf mögliche Verluste im Fall eines Krieges: »Das klingt jetzt brutal, ich weiß: Aber nach Berechnungen der Bundeswehr werden im Kriegsfall pro Tag 1000 Soldaten an der Front sterben oder so schwer verwundet sein, dass sie nicht mehr kämpfen können. Die müssen ersetzt werden, und zwar auch maßgeblich durch Reservistinnen und Reservisten.«
Die Wehrpflicht ist seit 2011 ausgesetzt. Zum 1. Januar soll ein neues Wehrdienstgesetz in Kraft treten, der Dienst soll zunächst auf Freiwilligkeit beruhen. Die Koalition ringt derzeit noch um die Ausgestaltung des Gesetzes. Der Streit der vergangenen Tage drehte sich vor allem darum, welche Mechanismen greifen sollen, wenn sich nicht genügend Freiwillige für die Bundeswehr finden und ob künftig alle jungen Männer wieder gemustert werden sollen, was Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will.
Losverfahren für die Musterung?
Die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, forderte Pistorius auf, im Wehrdienst-Anschreiben an junge Menschen auch auf die Möglichkeit sozialer Dienste hinzuweisen. »Hier könnte man mit einfachen Mitteln für einen signifikanten Anstieg des gesellschaftlichen Engagements sorgen«, sagte Hasselfeldt dem RND.
Einem möglichen Losverfahren für die Musterung steht Sensburg skeptisch gegenüber: »Das Losverfahren wäre eine verfassungskonforme Möglichkeit. Sie ist aber kommunikativ nicht besonders glücklich. Sinn macht vermutlich eine Kombination aus Bestenauslese und Losverfahren.«

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