Bayern bekommt Autobahnstrecke für kontaktloses Laden fahrender E-Autos

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Geparkte Elektroautos induktiv zu laden, ist Stand der Technik und wird von einigen Herstellern seit Jahren als Option in der Preisliste geführt. Das auch während der Fahrt zu ermöglichen, ist eine Idee, die bereits seit rund 16 Jahren verstärkt untersucht wird. Sie könnte helfen, das Reichweitenproblem von E-Autos zu entschärfen. Vor etwas über einem Jahr fragte sich deshalb unser Auto Clemens Gleich bereits: "Es wäre so schön: Das E-Auto bezieht während der Autobahnfahrt Strom, solange man als Fahrer eben durchhält – ohne Grenzen des Akkus. Wo bleibt die Technik?" Jetzt lässt der Bund auf der Autobahn A6 in Bayern das Laden von Elektroautos während der Fahrt testen.

Die Autobahn GmbH und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beginnen ab heute offiziell mit der Forschung auf einer einen Kilometer langen Teststrecke zwischen den Ausfahrten Amberg-Sulzbach und Amberg-West. Die Ladespulen liegen unter dem Asphalt, die Gegenstücke am Auto übertragen den Strom induktiv zu Ladegerät und Batterie. Das System stammt vom Marktführer Electreon aus Israel.

Induktive Ladestrecken dieser Firma sind in Planung, Bau oder bereits in Betrieb, unter anderem in Israel, den USA, Frankreich, Italien und China. In Deutschland betrieb bereits der baden-württembergischen Stromversorger EnBW eine wesentlich kürzere induktive Teststrecke in Karlsruhe. Laut Electreon ist ein induktiv geladenes Elektroauto schon knapp 2000 Kilometer am Stück gefahren, das gilt als bisheriger Rekord. Zur Eröffnung des Projekts sagte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). "Der Wirkungsgrad liegt bei über 90 Prozent und wir erreichen völlig ungeahnte Möglichkeiten. Reichweiten-Probleme lösen sich."

Ein technisches Problem dabei ist der Abstand zwischen den Spulen. In der Garage sind wenige Millimeter kein Problem. Auf der Autobahn jedoch federt das Fahrzeug, sodass sich der Abstand in Zentimetern bemessen muss. Dabei sinkt jedoch die Übertragungseffizienz. Beim fahrenden Auto muss zudem das magnetische Feld immer genau unter dem sich bewegenden Fahrzeug liegen. Dazu werden die Spulen von einer Steuerung nacheinander geschaltet.

Um den Strom aus den Spulen in der Fahrbahn aufnehmen zu können, können Elektroautos mit einer korrespondierenden Spule am Fahrzeugboden nachgerüstet werden. Electreon verlegt die Spulen unter den Asphalt, die am Auto sind Module mit einer Übertragungsrate bis 35 kW. Eine genügt für einen Pkw, Lkw oder Busse bekommen entsprechend ihrer Leistung ein Vielfaches davon, typischerweise genügen drei Stück. Dem Unternehmen zufolge ist die Technologie bei Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern erfolgreich getestet worden. Das Unternehmen sieht als Hauptzielgruppen den öffentlichen Nahverkehr und Speditionen.

(fpi)

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