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Podologie
Barbie trägt heute eher Sneaker als High Heels
Stand: 10:56 UhrLesedauer: 3 Minuten

Forscher haben untersucht, wie sich die Fußform der Kult-Puppe über die Jahrzehnte hinweg entwickelt hat. Das Ergebnis sagt auch etwas über die heutige Gesellschaft aus.
Über Jahrzehnte hinweg balancierte Barbie auf Zehenspitzen und hohen Absätzen durch die Welt, doch nun werden die Füße der ikonischen Puppe flacher – zumindest bei vielen Modellen. Mehr Barbies des US-Spielzeugherstellers Mattel sind bodenständig geworden, wie eine Studie der Monash Universität bei Melbourne in Australien zeigt.
Die Geburtsstunde von Barbie schlug 1959. In den ersten zehn Jahren tippelten sämtliche Modelle auf dem Vorderfuß, ohne dass die Ferse den Boden berührte. Mittlerweile sind die High-Heel-Barbies in der Minderheit. Nur noch 40 Prozent der Puppen standen in dem Untersuchungszeitraum 2020 bis Juni 2024 auf ihren Zehenspitzen, berichtete das Team um die Podologin Cylie Williams im Fachjournal „PLOS One“.
Für ihre Analyse schauten die Wissenschaftler auf die Füße von 2750 Barbiepuppen-Modellen aus den Jahren von 1959 bis 2024. Dabei legten sie verschiedene Vergleichskriterien zugrunde: Welches Herstellungsjahr? Fashion-Puppe oder berufstätige Barbie? Welche Hautfarbe, sonstige Besonderheiten?
Turnschuhe statt Absätze
Das Resultat: sportliche Barbies oder Modelle, die einen erkennbaren Beruf haben, sind überwiegend flachfüßig. Dagegen standen stark auf Mode ausgerichtete Barbies auf hohen Absätzen. Den Trend zu flachen Schuhen in Barbie-Land bezeichnen die Verfasser der Studie als gutes Zeichen, dass die Hersteller mit Barbie „als Rollenvorbild für viele jüngere Menschen“ verstärkt auf praktisches Schuhwerk setzten, in denen man auch berufstätig und körperlich aktiv sein könne.
Und was steckt dahinter, dass nun etwa 60 Prozent der jüngeren Barbie-Generation nicht mehr Stöckelschuhe, sondern bequeme Sandalen, Sportschuhe oder Ballerinas trägt? Auf eine Anfrage erklärte Hersteller Mattel, das vergangene Jahrzehnt sei das „bisher ehrgeizigste“ in der Entwicklung des Produktdesigns gewesen. Es sei das Ziel, dass sich jedes Kind in einer Barbie wiederfinden könne, daher habe man die Vielfalt an Hautfarben, Haarfarben, Körpertypen bis hin zu Fußpositionen erweitert.
Die Plastik-Puppe mit Wespentaille, überlangen Beinen und anderen unrealistischen Proportionen hat im Laufe der Jahrzehnte viel Kritik geerntet, darunter den Vorwurf, sie bediene Rollenklischees und sei eine falsche Identifikationsfigur für Mädchen. Über ihre Körperform habe es schon einige Studien gegeben, nicht aber über ihre Fußhaltung, schreiben die Wissenschaftler.
Im Kinofilm wacht Barbie mit Plattfüßen auf
Die Autoren verweisen auch auf den Kinohit „Barbie“ (2023), in dem die langbeinigen Puppen aus ihrem rosafarbenen Barbieland in die „echte Welt“ versetzt werden. „Meine Fersen sind auf dem Boden“, stellt die gewöhnlich auf Stöckelschuhen spazierende Barbie (Margot Robbie) in einer Szene mit Entsetzen fest. „Plattfuß“, schreit eine Barbie-Freundin mit einem Gesichtsausdruck von Ekel.
Die australische Fußexpertin Cylie Williams zeigt in Sachen High Heels Verständnis für Barbies Vorliebe. Statt von hohen Absätzen ständig abzuraten, sollten Gesundheitsfachleute es den Frauen überlassen, je nach Situation und Laune das passende Schuhwerk zu wählen. Sogar Barbie habe gelernt, vernünftige Entschlüsse über ihre körperliche Selbstbestimmung zu treffen, resümiert Williams mit einem Augenzwinkern.
dpa/wb