In Haiti eskaliert die Bandengewalt. Zehntausende sind aus ihren Häusern in der Hauptstadt Port-au-Prince geflohen. Das Ausmaß der Krise sei beispiellos, sagt die UN.
26. November 2024, 4:39 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, eca
Seit Jahren steckt Haiti in einer schweren Krise. Nun hat die eskalierende Bandengewalt erneut zahlreiche Menschen in die Flucht getrieben. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind binnen zehn Tagen mehr als 40.000 Menschen aus ihren Häusern in der Hauptstadt Port-au-Prince geflohen. Dies sei die schlimmste Vertreibungswelle in dem Karibikstaat seit zwei Jahren. Einige der Menschen seien bereits zum zweiten oder dritten Mal auf der Flucht, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen.
Zuvor hatte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ihre Arbeit in der Hauptstadt Port-au-Prince und Umgebung wegen zunehmender Gewalt und Drohungen gegen ihre Mitarbeiter eingestellt.
"Das Ausmaß dieser Vertreibung ist beispiellos, seit wir im Jahr 2022 begonnen haben, auf die humanitäre Krise zu reagieren", sagte der IOM-Chef in Haiti, Gregoire Goodstein. "Diese Krise ist nicht nur eine humanitäre Herausforderung. Sie ist ein Test für unsere kollektive Verantwortung." Insgesamt wurden nach IOM-Angaben seit dem Konflikt mehr als 700.000 Menschen in Haiti vertrieben.
Haiti gilt als ärmstes Land des amerikanischen Kontinents. Eskaliert war die Gewalt in Haiti Ende Februar, als bewaffnete Banden eine Reihe von Angriffen auf Regierungseinrichtungen gestartet hatten. Angreifer brannten unter anderem Polizeiwachen nieder und attackierten den wichtigsten internationalen Flughafen. Nach UN-Angaben wurden bis zum 22. März mehr als 1.500 Menschen in Haiti getötet, weitere 17.000 Menschen wurden obdachlos.