Entlang der Bahnstrecke zwischen Karow und Malchow im südlichen Mecklenburg sind laut Bahn 13 Masten mit neuen Antennen versehen worden. Dort will die Bahn einen zum Laborfahrzeug umgerüsteten ICE fahren lassen und verbesserte Mobilfunk-Internetverbindungen testen.
Ziel ist, eine schnelle und verlässliche Internetverbindung in allen Mobilfunknetzen zu ermöglichen – auch auf langen und abgelegenen Strecken. Dafür werden hohe und niedrige Funkfrequenzen miteinander kombiniert.
Die Versuche könnten Hinweise darauf geben, wie sich auf wichtigen Bahnstrecken in ganz Deutschland der Empfang im Zug deutlich verbessern ließe. Das Projekt mit dem Namen «Gigabit Innovation Track XT» (GINT XT) war voriges Jahr mit ersten Messfahrten gestartet und ist den Angaben zufolge vorerst bis Ende 2025 angelegt.
Besserer Empfang zwischen Hamburg und Berlin
Erstmals nutzten die vier deutschen Mobilfunkanbieter gemeinsam die Technik für ihre Tests, erklärte ein Bahnsprecher. Ziel des Projekts ist es, Gigabit-Verbindungen zu ermöglichen – das sind Verbindungen mit Downloadraten von 1000 Megabit pro Sekunde (1 Gigabit). Gefunkt wird dazu entlang der Teststrecke vorrangig im Frequenzbereich von 3,6 Gigahertz im Standard 5G. Bisher spielt 5G in dem hohen Frequenzband bei der Bahnstrecken-Versorgung nur eine Nebenrolle, weil die Reichweite der Antennen nur circa einen Kilometer beträgt.
Im Zuge der aktuellen Generalsanierung erhält die Strecke Hamburg–Berlin als erste reguläre Bahnstrecke gleisnahe Masten. Mit ihrer Hilfe soll die Bahn künftig intern über den neuen Standard FRMCS kommunizieren. Aber auch Mobilfunknetzbetreiber sollen die Masten nutzen können, um Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten im Zug anbieten zu können.
Ausrangierter ICE wird zum Testzug
Bei dem Laborzug handelt es sich um einen ausrangierten dieselelektrischen ICE. Auch Schnellfahrten mit bis zu 140 Kilometern pro Stunde seien wieder geplant. Für die Tests sind laut Bahn einige Scheiben besonders durchlässig für Mobilfunk, teils seien die konventionellen Scheiben verbaut. Der Zug habe das gängige ICE-WLAN an Bord. Zudem habe der Zug auf dem Dach Vorrichtungen zur Montage von Antennen. Es könne verglichen werden, was außen empfangen werde und was im Inneren.
»Erstmals testen wir Mobilfunktechnik, die gezielt für Bahnstrecken entwickelt wurde und allen Netzbetreibern offensteht – ein Novum in Deutschland«, betonte Mallik Rao, Vorstandsmitglied bei o2 Telefónica. »Wenn sich die Technik bewährt, können Tests auf der Innovationsstrecke Hamburg–Berlin in den Fokus rücken. Dafür braucht es ein tragfähiges Finanzierungskonzept zwischen Bahn, Politik und Telekommunikationsunternehmen.«
Auch die Telekommunikationsunternehmen 1&1, Telekom und Vodafone sowie der Netzwerkausrüster Ericsson und das Infrastrukturunternehmen Vantage Towers sind beteiligt.