Die armenischen Behörden werfen dem Geistlichen Galstanjan vor, einen Staatsstreich geplant zu haben. Die Opposition bezeichnet die vorgebrachten Beweise als Fälschung.
25. Juni 2025, 13:53 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, svj
In Armenien haben die Behörden einen politisch einflussreichen Geistlichen wegen des Vorwurfs eines versuchten Staatsstreichs festgenommen. Wie lokale Medien berichteten, führten maskierte Polizeibeamte den Erzbischof von Tawusch, Bagrat Galstanjan, aus seiner Residenz ab.
Galstanjan führt die Bewegung "Heiliger Kampf" an, die den Sturz von Ministerpräsident Nikol Paschinjan anstrebt. Im Vorjahr galt er als Wortführer der teilweise gewalttätigen Proteste gegen den Staatschef.
Opposition widerspricht offizieller Darstellung
Die Behörden werfen Galstanjan und seinen Anhängern die Vorbereitung von Terroranschlägen vor. So hätten sie die Bildung von rund 200 Stoßtrupps mit je 25 Mann geplant. Beweisen sollen dies unter anderem mehrere abgehörte Telefonate von Galstanjan, hieß es. Neben dem Erzbischof wurden
den Berichten zufolge weitere Geistliche und Politiker der Opposition
festgenommen, darunter auch der Geschäftsmann Samwel Karapetjan, der die
russische Staatsbürgerschaft besitzt. Zudem sollen mehrere Hausdurchsuchungen stattgefunden haben.
Die Opposition bezeichnete den Plan für den Staatsstreich als Fälschung. Sie warf der Regierung vor, mit ihrem Vorgehen die Kritiker von Paschinjan mundtot machen zu wollen.
Der armenische Staatschef äußerte sich auch selbst zu den Festnahmen. "Die Sicherheitsorgane haben einen groß angelegten und heimtückischen Plan der kriminellen Oligarchie zur Destabilisierung der Lage in der Republik Armenien und der Machtergreifung verhindert", schrieb Paschinjan auf Facebook. Das russische Regime zeigte sich zurückhaltend zur Festnahme seines Staatsbürgers Karapetjan.
Armenien ist politisch geschwächt
Armenien befindet sich in einer schweren politischen Krise, seitdem es im Herbst 2023 die Auseinandersetzung mit Aserbaidschan um die Region Bergkarabach verloren hatte und mehr als 100.000 Armenier von dort ins Mutterland fliehen mussten.
Zudem hält Aserbaidschan den militärischen Druck auf die Regierung in Eriwan aufrecht und fordert weitere Gebiete. Paschinjan hat die Bereitschaft angedeutet, im Gegenzug für einen Friedensvertrag die Kontrolle über mehrere Grenzdörfer an das Nachbarland zu übergeben. Viele Armenier lehnen territoriale Zugeständnisse strikt ab.