Kämpferische Kandidaten auf beiden Seiten: In Australien hat die Parlamentswahl begonnen. Seit Samstagmorgen sind rund 18,1 Millionen australische Staatsbürger zur Wahl der 150 Abgeordneten im Parlament in Canberra aufgerufen. Die Wahl gilt als richtungsweisend für den künftigen Kurs des Landes. Die sozialdemokratische Labor-Partei von Premierminister Anthony Albanese liegt jüngsten Erhebungen zufolge knapp vor den oppositionellen Konservativen von Spitzenkandidat Peter Dutton.
Die ersten Wahllokale öffneten um 8 Uhr (0 Uhr MESZ) an der Ostküste Australiens. Erste Hochrechnungen werden nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr erwartet.
Australien zählt zu den Ländern mit der höchsten Wahlbeteiligung weltweit. Das liegt an der Wahlpflicht, die seit mehr als hundert Jahren gilt. Wer nicht an die Urne geht, muss 20 Dollar Strafe zahlen – ein geringes, aber wirksames Bußgeld. Seit Einführung der Wahlpflicht lag die Beteiligung nie unter 90 Prozent.
Regierungschef Albanese zeigte sich zuversichtlich, die Mehrheit dieser Menschen für sich zu überzeugen. »Ich werde in den nächsten drei Jahren nichts unversucht lassen, wenn ich als Premierminister Australiens wiedergewählt werde«, sagte er am Samstagmorgen dem Sender Channel Seven. Er hoffe, dass seine Partei »heute eine Mehrheitsregierung bekommt, damit wir auf dem Fundament, das wir gelegt haben, aufbauen können«. »Australien hat die Kurve gekriegt«, betonte Albanese mit Blick auf seine Regierungspolitik.
Dutton hofft auf die »stillen Australier«, die noch für eine Überraschung sorgen könnten. »Ich denke, sie werden in die Wahlkabine gehen und sagen: ›Wisst ihr was? Ich werde Anthony Albanese nicht für die letzten drei Jahre belohnen‹«, sagte er Channel Nine. Albanese hatte mit seinem Wahlsieg vor drei Jahren ein Jahrzehnt konservativer Regierungen in Australien beendet. Seine Regierung hatte Maßnahmen zur Dekarbonisierung des Landes angestoßen.
Duttons Nähe zu Trump
Dutton hat angekündigt, im Falle eines Wahlsieges die Einwanderung einzudämmen und gegen die Kriminalität vorzugehen. Zudem strebt er einen Kurswechsel in der Energiepolitik an, unter anderem will er umgerechnet mehr als 175 Milliarden Euro in den Bau von sieben neuen Atomkraftwerken investieren. Allerdings kostete ihn seine als zu groß empfundene Nähe zu US-Präsident Donald Trump laut Umfragen zuletzt Zustimmung.