Atmos Space Cargo testet erfolgreich seinen Weltraumcontainer

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Das baden-württembergische Raumfahrtunternehmen Atmos Space Cargo hat sein Transportsystem Phoenix getestet, das Nutzlasten ins All und wieder zurück auf die Erde bringen soll. Der Test verlief erfolgreich, auch wenn die Kapsel bisher nicht gefunden wurde.

Die Phoenix Return Capsule war in der Nacht zu Dienstag an Bord einer Falcon 9 ins All gestartet. Die Trägerrakete des US-Raumfahrtunternehmens hob um 2:48 Uhr unserer Zeit vom Startplatz Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida aus ab und setzte die Kapsel in einer niedrigen Umlaufbahn (Low Earth Orbit, LEO) aus.

Allerdings änderte SpaceX für die Sammelmission Bandwagon 3 die Flugbahn: Geplant war, dass Phoenix östlich von der Insel La Réunion im Indischen Ozean wassert. Entsprechend hatte Atmos Space Cargo auch Bodenstationen eingerichtet, die Daten von Phoenix empfangen sollten.

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Doch SpaceX änderte die Flugbahn so, dass der Eintrittspunkt von Phoenix über der Küste Brasiliens lag. Damit sollte der Weltraumcontainer etwa 2000 Kilometer vor der brasilianischen Küste im Atlantik wassern.

Sebastian Klaus, einer der vier Gründer und Chef des Unternehmens, flog mit einem kleinen Flugzeug in das Gebiet, um den Abstieg von Phoenix zur Erde zu beobachten. Zu viele Wolken am Himmel verhinderten das jedoch. Daher ist unbekannt, ob Phoenix sicher zur Erde zurückgekehrt ist.

Zudem gelang es nicht, Daten von Phoenix herunterzuladen. Während des Wiedereintritts bricht der Funkkontakt zu einem Raumfahrzeug ab. Dem Unternehmen fehlten damit Daten über eine Zeit von sieben Minuten. Die sollten vom Flugzeug aus heruntergeladen werden, was aber nicht gelang.

Klaus wertete die Mission dennoch als Erfolg: Ein Teil der Flugdaten konnte schon ausgewertet werden. Zudem konnten die wissenschaftlichen Experimente an Bord von Phoenix aktiviert werden. "Das ist ein Riesenschritt vorwärts für Europa", sagte Klaus dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Es werde allerdings noch eine Zeit dauern, bis alle Daten ausgewertet seien.

Die Phoenix Return Capsule ist ein Weltraum-Container, in dem wissenschaftliche Experimente ins Weltall gebracht werden und anschließend autonom zur Erde zurückkehren. Phoenix besteht aus einem etwa ein Meter hohen Zylinder aus einem Kohlefaser-verstärkten Verbundwerkstoff, in dem mehrere Experimente in speziellen Boxen untergebracht werden. Diese können zwischen einigen Stunden und drei Monaten im All bleiben sowie druckbeaufschlagt oder drucklos sein.

Einen konventionellen Hitzeschild, der ein Verglühen beim Eintritt in die Erdatmosphäre verhindert, hat Phoenix nicht. Stattdessen hat Atmos Space Cargo ein aufblasbares atmosphärisches Abbremssystem entwickelt, den Inflatable Atmospheric Decelerator (IAD). Das ist eine Folie, die zu einem donutförmigen Kissen aufgeblasen wird. Sie ist gleichzeitig Hitzeschild und bremst Phoenix beim Abstieg.

Beim Test waren nur vier Experimente an Bord, darunter ein Strahlendetektor des Instituts für Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR und ein Bioreaktor des britischen Unternehmens Frontier Space. In späteren Versionen soll Platz für deutlich mehr Nutzlast sein.

Zudem wird schon der zweite Phoenix über einen eigenen Antrieb verfügen, so dass Atmos bestimmen kann, wo er wassert. Phoenix-2 soll im kommenden Jahr fliegen und vor den Azoren im Atlantik wassern.

(wpl)

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