Am 7. Oktober vergangenen Jahres saß ich bei einer Gedenkveranstaltung auf einem Podium neben Hermann Simon, dem Gründungsdirektor und langjährigen Leiter des Centrum Judaicum.
„Bitte nicht fragen, wie es mir geht“, hatte ich der Moderatorin im Vorgespräch erklärt, „sonst fange ich sofort an zu heulen.“
Der Historiker Hermann Simon war zum Glück weniger zimperlich. „Na ja, wie soll’s mir jehn“, brummte er mit tiefer Stimme in breitem Berlinerisch und hob achselzuckend die überm Bauch verschränkten Hände. „Schlecht natürlich!“
Simon berichtete von praktischen Problemen nach dem Terrorangriff, Diskussionen in der Synagogengemeinde, ob man zum Gebet zusammenkommen sollte (ein jüdischer Gottesdienst kann erst beginnen, wenn zehn religionsmündige Männer anwesend sind) am Freitag, dem 13. Oktober 2023, den die Hamas zum „Tag der Rache“ gegen alle Juden weltweit ausgerufen hatte. „Viele von uns sind ja nicht mehr die Jüngsten“, erklärte Simon, „wenn da einer käme, wir könnten nicht mal wegrennen.“ Über Gefühle hätten sie nicht geredet. Wozu auch? Ging es doch allen gleich schlecht.