Antarktischer Gletscher verliert äußergewöhnlich schnell Eis

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Im Osten der Antarktis haben Forschende einen außergewöhnlich starken Eisverlust dokumentiert. Demnach büßte der Hektoria-Gletscher auf der Antarktischen Halbinsel zwischen Januar 2022 und März 2023 rund 25 Kilometer seiner Länge ein, wie US-Forschende um Naomi Ochwat von der University of Colorado Boulder berichten.

»Als wir Anfang 2024 über Hektoria flogen, konnte ich das Ausmaß des eingestürzten Gebiets kaum fassen«, wird Ochwat in einer Mitteilung  zitiert. »Ich hatte den Fjord und die markanten Bergformationen zwar schon auf Satellitenbildern gesehen, aber der Anblick vor Ort hat mich zutiefst erschüttert.«

Die Forschenden hatten das Gebiet um den Hektoria-Gletscher mithilfe von Satellitenbildern und Geschwindigkeitsmessungen der Gletscherbewegung untersucht. Über ihre Erkenntnisse berichten sie  im Fachjournal »Nature Geoscience«. Demnach hat wahrscheinlich ein noch wenig erforschter Prozess der Gletscherdestabilisierung den Verlust des Eises ausgelöst.

Steigende Temperaturen treiben die Gletscherschmelze an vielen Teilen der Erde voran. Wird aus Eis Wasser, fließt es in die Ozeane. Handelt es sich um Festlandseis, steigt in der Regel der Meeresspiegel.

Im untersuchten Fall geht es um sogenanntes Festeis. Es schwimmt auf der Meeresoberfläche, ist aber mit der Küste verbunden und wirkt stützend. Am Hektoria-Gletscher ging zuletzt offenbar viel Festeis verloren. Durch den Verlust des stützenden Festeises nahm die Fließgeschwindigkeit des Gletschers erheblich zu und das Gletschereis wurde dünner, erklären die Forschenden.

Empfindlicher gegenüber Störungen

Sobald ein Gletscher stellenweise nicht mehr mit Gestein verbunden sei und aufschwimme, werde das Eis empfindlicher gegenüber äußeren Störungen. »Dies kann verstärktes Kalben von Eisbergen zur Folge haben, wodurch sich die Gletscherfront innerhalb weniger Tage um mehrere Kilometer zurückziehen kann«, sagte die nicht an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Celia Baumhoer dem Science Media Center in Köln. Baumhoer arbeitet am Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

Die Studienautoren um Naomi Ochwat halten es für möglich, dass der von ihnen beobachtete Prozess auch bei anderen Gletschern in der Antarktis eine Rolle spielen kann. Der nicht an der Untersuchung beteiligte Forscher Martin Truffer von der University of Alaska sagte dem Science Media Center, ein so extremer Fall sei seit dem Beginn der Satelliten-Ära noch nie dokumentiert worden. »Allerdings gibt es Hinweise, dass sich ähnliche Prozesse auch in der Vergangenheit abgespielt haben. Es ist so gut wie sicher, dass es auch in der Zukunft wieder vorkommt.«

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