Andrea Nahles: BA-Chefin hält Jobchancen für Arbeitslose für »so niedrig wie nie zuvor«

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Arbeitslose haben nach Einschätzung der Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, aktuell so geringe Chancen wie nie, eine Stelle zu finden. Der Arbeitsmarkt sei »seit Monaten wie ein Brett«, es komme »kein Schwung rein«, sagte Nahles dem Nachrichtenportal web.de News.

»Wir haben einen Indikator, der anzeigt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für arbeitslose Menschen ist, wieder einen Job zu finden«, erklärte Nahles. »Der Wert liegt meist um sieben, jetzt aber bei 5,7 – so niedrig wie nie zuvor.«

Aktuell gibt es aus Sicht der BA-Chefin keine Gruppe an Arbeitnehmern mehr, die vor Jobverlust  gefeit ist. »Aber die gut ausgebildeten haben immer noch die besten Chancen am Arbeitsmarkt«, sagte die BA-Chefin.

Für Jobeinsteiger seien die Aussichten derzeit schlecht. »Wir haben so wenig junge Menschen in Ausbildung vermittelt bekommen wie seit 25 Jahren nicht.« Sie appellierte an junge Menschen, sich nicht auf einen Berufswunsch zu versteifen und außerdem bereit zu sein, für einen Arbeitsplatz umzuziehen. »Da wünsche ich mir mehr Flexibilität, nicht nur von jungen Leuten«, so Nahles. »Oft gibt es Jobs, nur eben nicht vor der Haustür.«

Kritik an Bürgergeld-Reform

Die frühere SPD-Chefin äußerte auch Kritik an der geplanten Bürgergeld-Reform: Mit ihr soll der sogenannte Vermittlungsvorrang für Arbeitslose gelten. »Diese Regelung kann aus meiner Sicht wirklich problematisch werden, wenn nicht auf das Qualifikationsprofil der einzelnen arbeitslosen Menschen geachtet wird«, sagte Nahles.

Die Bürgergeld-Diskussion  dürfe den Arbeitsmarkt nicht ausblenden. Denn die Fähigkeiten der arbeitslosen Menschen würden oft nicht zu den freien Stellen passen. Daran ändere auch ein Vermittlungsvorrang erst einmal nichts. Qualifizierung bleibe wichtig, betonte Nahles, »sonst stehen die Menschen nach drei Monaten wieder beim Jobcenter vor der Tür«.

Das Kabinett hatte Mitte Dezember beschlossen, das Bürgergeld nach nur drei Jahren durch eine neue Grundsicherung zu ersetzen, die härtere Regeln und scharfe Sanktionen vorsieht. Die Reform zielt darauf ab, den Druck auf Leistungsbezieher zur Arbeitsaufnahme zu erhöhen. Dazu werden Sanktionen bei Pflichtverletzungen und Terminversäumnissen deutlich verschärft. Zudem wird der Vorrang der Vermittlung in Arbeit vor Weiterbildung festgeschrieben.

SPIEGEL-Kolumnist Henrik Müller warnte kürzlich, die »Phase des großen Fachkräftemangels ist vorerst vorbei«. Die Jobsuche werde schwieriger. Den ganzen Text lesen Sie hier .

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