Ämter mit digitalen Passfotos überlastet – vor allem auf dem Land

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Eigentlich sollten schon ab dem 1. Mai Ausweisfotos nur noch digital eingereicht werden können – sei es per QR-Code, über zertifizierte Dienstleister oder direkt bei der Behörde. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Sicherheit der Hoheitsdokumente zu erhöhen und bürokratische Abläufe zu vereinfachen. Eine bundesweite Übergangsfrist gilt bis Ende Juli. Doch wie ein internes Papier des Bundesinnenministeriums (BMI) zeigt, erweist sich die Umsetzung in vielen Kommunen als herausfordernd und verläuft alles andere als reibungslos. Die Ausnahmeregelung soll daher in einzelnen Teilen Deutschlands länger gelten.

Besonders in ländlichen Gegenden hinkt die Umstellung auf digitale Passfotos laut dem ministeriellen Statusreport, über den "Bild" berichtet, hinterher. Demnach sollen dort vielerorts noch bis Ende September ausgedruckte Fotos angenommen werden dürfen. Betroffen sind vor allem Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Bayern. Hier fehlen der Einschätzung zufolge teilweise die notwendigen Scanner oder es gibt zu wenige zertifizierte Foto-Dienstleister wie Drogerien oder Studios.

Bürger müssten oft auch weite Wege von über 50 Kilometern in Kauf nehmen, um entsprechende Services zu finden, heißt es weiter. In einigen Gemeinden verfügten nur rund 34 Prozent der Behörden – also etwa ein Drittel – über die erforderlichen Foto-Terminals.

Das neue System für digitale Passbilder sorgt dem Bericht zufolge auch in vielen der rund 4300 hiesigen Meldeämter für Leidwesen. Obwohl Bürger prinzipiell die Option haben sollen, Passfotos direkt vor Ort zu machen, wissen viele nicht, dass sie dies vor dem eigentlichen Aufruf erledigen müssen. Das führt dazu, dass Mitarbeiter erst die Daten aufnehmen und die Bürger dann zurück in den Wartebereich schicken, um das Foto zu machen. Ein solches Hin

und Her kostet wertvolle Zeit und setzt die ohnehin schon überlasteten Mitarbeiter zusätzlich unter Druck.

Zudem ist die automatische Foto-Prüfung offenbar fehleranfällig. Obwohl das Programm Bilder mit einer grünen Umrandung als "biometrisch in Ordnung" markiere, bedeutet dies laut BMI nicht zwangsläufig, dass die Aufnahme tatsächlich geeignet ist. Bis Ende Juni sollen inzwischen rund drei Millionen Ausweisdokumente digital bearbeitet worden sein, doch dabei sei nicht alles nach Plan gelaufen: "Mehrfach wurden Fotos mit grünem Rahmen akzeptiert, obwohl sie eigentlich nicht den Anforderungen entsprachen."

Generell geht das Ressort trotz der Probleme davon aus, dass die Übergangsphase soweit abgeschlossen ist. Nach zweieinhalb Monaten im Wirkbetrieb müssten alle deutschen Pass-, Ausweis- und Ausländerbehörden zumindest mit 2D-Barcode-Scannern ausgestattet sein, um zumindest digitale Passfotos von privaten Foto-Dienstleistern entgegenzunehmen, erklärte ein BMI-Sprecher. Hauptgrund für die Änderung ist die Sorge vor Bildmanipulationen, vor allem durch sogenanntes Morphing, wobei Bilder von mehreren Gesichtern zu einem verschmelzen. Ein ständiger Zugriff der Polizei auf die Passfotos muss sichergestellt werden. Zustellbar sind Perso und Pass mittlerweile auch per Post gegen Extragebühr.

(nen)

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