Niko Bünten, Videojournalist:
»Na Jürgen, schiebst du ’ne ruhige Kugel?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Für dich mag das so aussehen, Niko, aber Boule oder präziser Pétanque, das ist für die einen Freizeitspaß und für die anderen ernster Sport. Und das führt uns direkt zu dem Auto, mit dem wir heute zu tun haben. Es ist ein französischer Wagen mit Sportambitionen. Wir drehen eine Runde mit der Alpine A290.
Das ist die Alpine A290, mal wieder ein weibliches Auto, wie wir es schon von »die Corvette« oder »die DS« kennen und wie auch der Hersteller den Wagen nennt. Die Marke Alpine, die wurde 1955 gegründet in Dieppe in der Normandie und zwar von Jean Rédélé. Der besaß eine Renault-Werkstatt und in seiner Freizeit fuhr er Autorennen. Und zwar ziemlich erfolgreich: 1954 gewann er den Alpenpokal. Und das selbst konstruierte Sportmodell, das er ein Jahr später vorstellte, auf Renault-Basis war das, das nannte er deswegen Alpine. Die große Zeit der Marke, das waren die Siebziger, als Alpine-Rennwagen die Rallye Monte Carlo und Le Mans gewannen. Heute gehört die Marke komplett zu 100 Prozent zum Renault Konzern und ist dort für die sportlichen Fahrzeuge zuständig. Und seit 2021 heißt auch das Formel-1-Team von Renault: Alpine. Im vergangenen Jahr entschloss man sich bei Alpine, die Serienfahrzeuge komplett auf Elektroantrieb umzustellen. Und das hier, die Alpine A290 ist das erste vollelektrische Modell, sozusagen die sportliche Schwester des Renault 5 E-Tech. Die Alpine A290, die gibt es in vier Ausstattungsvarianten, das hier ist die Topversion GTS, erkennbar beispielsweise an blau lackierten Bremssätteln, hier den blauen Radnaben mit dem Markenlogo. Was haben wir außerdem? Hier die breit ausgestellten schwarz umrandeten Kotflügel, die schwarze breite Schwellerleiste hier unten, eine blau eloxierte Aluleiste hier oben als Schmuck und vorne an der Frontpartie – super auffällig – gleich vier LED-Scheinwerfer, wobei die beiden mittleren das Tagfahrlicht bilden und diese charakteristische X-Grafik haben. Das soll erinnern an die kreuzweise abgeklebten Scheinwerfer von Rallye-Autos. Und schon auf den ersten Blick erkennt man: Dieser Kleinwagen, der hat sich was vorgenommen. Der steht breit und bullig da, muskulös und dynamisch. Und drinnen geht es genauso weiter.
Gleich beim Einsteigen macht einem dieses Auto klar: Hey, ich bin kein normaler Kleinwagen, sondern eine Sportskanone, ein Hot Hatch. Man erkennt es prototypisch hier am Lenkrad. Das ist groß, es ist gut ausgeformt, richtig griffgünstig gemacht, es hat eine Mittenmarkierung, es hat hier unten einen Einstellknopf für die insgesamt vier Stufen der Rekuperation, wobei keine bis zum direkten Stillstand abbremst. Dann gibt es hier unten rechts den Schalter für die Fahrmodi. Vier gibt es zur Wahl: Normal, Sport, Personalisiert und einen Save-Modus zum Energiesparen. Und dann gibt es noch diese rote Taste hier oben, OV steht da drauf, das ist die Abkürzung für Overtake, also Überholen. Und wenn die gedrückt wird, dann steht für bis zu zehn Sekunden eine Boostfunktion, also die maximale Leistung zur Verfügung, eben um schnell an einem Vorausfahrenden beizukommen. Die anderen Bedienelemente, die interessant sind, hier in der Mittelkonsole zum Beispiel: drei Tasten für die Getriebesteuerung. Das ist hier ganz hübsch und auch mal ein bisschen andersartig gemacht. Dann haben wir hier eine Tastenreihe zur Bedienung der Klimaanlage, die immer mit Wärmepumpe funktioniert. Und hier oben einen zentralen Touchscreen, das kennen wir aus vielen anderen Fahrzeugen ja auch. Hier basiert das Infotainment-System auf Android Auto. Und es ist integriert ein Google-Sprach-Assistent und Google Maps als Navigationssystem inklusive einer Routenplanung. Und hier links daneben, der Power-Knopf, ganz wichtig, wenn der gedrückt wird, ist das Auto abfahrbereit. Niko, steig ein, wir drehen eine Runde.
Optisch macht die Alpine A290 auf Sportskanone und fahrerisch, da ist das Auto auch richtig kraftvoll und dynamisch unterwegs. Das macht echt Spaß. Die Lenkung ist leichtgängig, das Fahrwerk straff und die Kraftentfaltung ist richtig spontan. In unserem Auto steckt die stärkere von zwei E-Maschinen mit einer Leistung von 160 kW, das entspricht 218 PS. Und auch wenn man dieses Potenzial praktisch nie wirklich abruft, es dabeizuhaben, macht schon Spaß, und es ist vor allen Dingen auch wirklich flott und klasse. Und dann gibt es ja noch diese rote Taste hier, sozusagen das Sahnehäubchen. Die probieren wir jetzt mal aus, also die volle Leistung, wenn man hier den Boostknopf drückt. Und ja, da geht schon was, oder? Niko, hast du das gesehen? Das ist auch eine interessante Grafik hier im Display. Achtung, ich drücke noch mal und jetzt. Also das ist schon eine Spurtstärke, die macht Spaß. Allerdings sollte man wissen: Zu oft sollte man solche Eskapaden natürlich nicht machen, denn klar: Die kosten Energie und die ist begrenzt. Im Elektroauto hier steckt ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 52 Kilowattstunden und zwar unabhängig davon, welche E-Maschine mit dem Akku kombiniert wird. Das reicht theoretisch, so steht es im WLTP-Datenblatt, für 360 Kilometer Reichweite, aber das ist natürlich in der Praxis eher nicht drin. Wir brauchen jetzt zum Beispiel gerade 17,0 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, also ich denke mal, rund/knapp 300 Kilometer sind wohl eher realistisch. Geladen werden kann der Akku mit bis zu 11 kW Wechselstrom und bis zu 100 kW Gleichstrom und das Laden dauert im besten Fall an der Schnellladesäule eine halbe Stunde von 15 auf 80 Prozent. Besonders sportlich ist diese Ladeleistung nicht, eher Durchschnitt. Ja und gleich halten wir noch an und schauen nach hinten. Und apropos nach hinten schauen, der Blick nach hinten in diesem Auto, der ist mal wieder stark eingeschränkt, das ist ein echter Kritikpunkt.
Im Fond gibt es, wie schon auch vorne, schick bezogene Nappaledersitze. Was es nicht gibt, ist richtig viel Platz. Das ist okay hier hinten, der Vordersitz ist für mich eingestellt nach wie vor. Das ist okay, aber es ist jetzt nicht großzügig. Es gibt auch keine Mittelarmlehne zum Ausklappen, und es gibt auch keine USB-Buchsen, sondern lediglich einen 12-Volt-Anschluss.
Werfen wir noch einen kurzen Blick aufs Heck. Hier fällt auf: dieser kleine, schmale Spoiler im Entenbürzeldesign, ein kleiner Heckscheibenwischer und richtig schicke filigran ausgearbeitete LED-Rückleuchten. Gucken wir jetzt unter die Haube: Der Kofferraum, der hat ein Volumen von 326 Litern. Wenn die Rücksichtslehnen umgeklappt werden, dann werden daraus 1106 Liter. Einen Frunk gibt es nicht, das Ladekabel muss also hier hinten untergebracht werden. Und was auffällt, ist die ziemlich breite und auch relativ hohe Ladekante. So, aber wir müssen ja nichts mehr einladen, wir drehen noch eine Runde. Die Alpine A290 ist ein sportlicher Elektrokleinwagen oder ein kleiner Elektro-Sportwagen. Ganz, wie man will. Design und Ausstattung sind besonders und das Fahrgefühl ist auch dank der guten Sportsitze mit den ausgeprägten Seitenwangen, die einen guten Halt bieten und dem geringen Wendekreis von nur 10,20 Meter richtig agil und dynamisch. Der Wagen könnte also Fahrerinnen oder Fahrern, die besonders ambitioniert sind, gut gefallen. Gut gefallen uns das knackige Design, das tolle Fahrgefühl und die guten Sportsitze. Weniger gut gefallen uns der enge Fond, die mal wieder miserable Sicht nach hinten und der saftige Preis.
Niko Bünten, Videojournalist:
»Was kostet der Wagen denn?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Die Alpine A290 gibt es ab 38.700 Euro und unser Testwagen mit stärkerer E-Maschine, GTS-Ausstattung und einigen Extras, der kostet 47.400 Euro.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Das ist ganz schön happig, oder?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Aber Niko, wusstest du, dass man mit Pétanque sogar Geld verdienen kann? Ach echt? Ja. Ich habe gelesen, in der Serie Masters de Pétanque, da gibt es Preisgelder von rund 150.000 Euro. Komm, wir trainieren noch ein bisschen.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Okay.«