Alphabet übertrifft Erwartungen deutlich und steckt mehr Milliarden in KI

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Die verschiedenen Unternehmensbereiche des Google-Konzerns Alphabet sind in den vergangenen drei Monaten deutlich stärker gewachsen, als Beobachter erwartet hatten. Die wichtigsten Google-Abteilungen konnten die Einnahmen sogar im zweistelligen Prozentbereich steigern. Gleichzeitig sieht sich der Datenkonzern gezwungen, mehr Geld in Künstliche Intelligenz (KI) zu stecken, viel mehr. Denn Alphabet erhöht seine KI-Investitionen für dieses Jahr um zusätzlich 10 Milliarden US-Dollar.

Anfang Februar, als Alphabet erstmals über 100 Milliarden US-Dollar Reingewinn erzielte, hatte Alphabet- und Google-Chef Sundar Pichai im laufenden Jahr 75 Milliarden Dollar für Kapitalanlagegüter budgetiert. Der KI-Boom lechzt nach leistungsstarken Servern. Schon 2024 waren diese Ausgaben gegenüber 2023 um 63 Prozent gestiegen, und 2025 wollte Pichai noch einmal fast 50 Prozent drauflegen. Knapp ein halbes Jahr später war dies aber offenbar nicht genug. Jetzt erhöht der Konzern die KI-Investitionen für 2025 auf rund 85 Milliarden Dollar.

Pichai begründet die höheren Ausgaben laut Firmenmitteilung mit "starker und wachsender Nachfrage nach den eigenen Cloud-Produkten und -Diensten". In einer Telefonkonferenz fügte Alphabet-Finanzchef Anat Ashkenazi hinzu, dass diese Investitionen 2026 voraussichtlich weiter steigen werden. Auf Nachfrage versicherte Ashkenazi laut CNBC zudem, dass Alphabet "angemessen investiert, um die besten und klügsten Köpfe der Branche zu haben". Im Kampf um die besten KI-Mitarbeiter konnte der Konzern gerade erst einen Erfolg verbuchen. Nachdem die Windsurf-Übernahme durch OpenAI geplatzt war, sind Chefs und Entwickler zu Google gewechselt.

Alphabet kann sich die höheren Ausgaben leisten, denn im zurückliegenden zweiten Quartal dieses Jahres wurden Umsätze und Gewinne in vielen Bereichen des Konzerns teilweise deutlich gesteigert. Im Ende Juni abgeschlossenen Quartal wurde der Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf 96,4 Milliarden Dollar erhöht, wobei die Börse mit 94 Milliarden Dollar gerechnet hatte. Der Betriebsgewinn ist im Jahresabstand sogar um 32 Prozent gestiegen, auf zuletzt 31,3 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn ist um 19 Prozent auf 28,2 Milliarden Dollar gewachsen.

Den größten Zuwachs innerhalb des Konzerns konnte die Google-Cloud erzielen. Dieser Unternehmensbereich konnte die Einnahmen im Jahresvergleich um fast 32 Prozent auf 13,6 Milliarden Dollar steigern. Zukünftig werden die Google-Server auch für ChatGPT rechnen, denn im Juni konnte sich der Konzern einen Auftrag von OpenAI für Cloud-Kapazitäten sichern, wie Reuters berichtete. Offenbar will sich OpenAI nicht mehr allein auf Microsoft verlassen, seinen größten Investor, und kooperiert deshalb künftig mit einem seiner Konkurrenten im KI-Sektor.

KI ist eines der Hauptthemen im größten Unternehmensbereich von Alphabet, den Google-Diensten wie der Suchmaschine und YouTube. Hier erzielte der Konzern ein Vielfaches des Umsatzes der Cloud-Abteilung, nämlich zuletzt 82,5 Milliarden Dollar – 11 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit YouTube-Werbung hat Alphabet zuletzt 9,8 Milliarden Dollar eingenommen. Das ist eine Steigerung von 13 Prozent gegenüber 2024 und auch höher als von Marktbeobachtern erwartet, die mit 9,56 Milliarden Dollar gerechnet hatten.

Trotz höherer Konkurrenz durch KI-Angebote wächst auch die Google-Suchmaschine weiter. Diese konnte ihre Einnahmen im Jahresabstand um fast 12 Prozent auf zuletzt 54,2 Milliarden Dollar steigern. Dabei setzt auch Google stärker auf KI. Konzernchef Pichai proklamiert, dass die von der Suchmaschine angebotenen KI-Übersichten in über 200 Ländern verfügbar sind und mehr als 2 Milliarden Nutzer monatlich verzeichnen. Wobei sich Google-Nutzer den KI-Übersichten kaum entziehen können, werden diese doch oft automatisch eingeblendet. Zudem hat der Google-eigene KI-Chatbot Gemini laut Pichai inzwischen mehr als 450 Millionen monatlich aktive Nutzer.

Für das laufende dritte Quartal erwartet Alphabet einen negativen Einfluss auf die Werbeeinnahmen, denn diese haben letztes Jahr von den US-Wahlen profitiert. Insbesondere bei YouTube gab es dabei viele Buchungen. Die Anleger reagierten zunächst verhalten auf die Quartalszahlen Alphabets, aber der Aktienkurs konnte sich nach Börsenschluss erholen und lag zuletzt fast zwei Prozent im Plus.

(fds)

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