Alpha Centauri: Exoplanet in habitabler Zone womöglich wiedergefunden

vor 2 Tage 3

Das Weltraumteleskop James Webb hat einen neuen Hinweis auf einen Exoplaneten gefunden, der Alpha Centauri in der habitablen Zone umkreist – bei dem Wasser also prinzipiell in flüssiger Form vorkommen könnte. Das hat die ESA öffentlich gemacht, die von einem "starken Beweis" für dessen Existenz spricht.

Gleichzeitig gestehen die Verantwortlichen aber auch ein, dass nach der Abbildung im August 2024 zwei weitere Suchen in diesem Frühjahr erfolglos geblieben sind. Das sei nicht überraschend: Simulationen hätten nahegelegt, dass der Himmelskörper seinem Stern zu nah gewesen sein könnte, um ihn noch finden zu können. Es handle sich auf jeden Fall um einige der herausforderndsten Beobachtungen mit einem Weltraumteleskop.

Ein erster Hinweis auf den möglichen Exoplaneten wurde schon vor mehr als vier Jahren entdeckt. Auch damals wurde bereits eine Aufnahme vorgestellt. Die war mit einer speziellen Technik am Very Large Telescope (VLT) gelungen. Ob der Himmelskörper aber tatsächlich existiert, konnte damit nicht nachgewiesen werden. Diesen Nachweis sollte jetzt das Weltraumteleskop James Webb liefern. Mit dessen Mid-Infrared Instrument (MIRI) wurde das Doppelsternsystem aus Alpha Centauri A und B dafür vor einem Jahr abgelichtet. Eine spezielle Maske hat das Licht von Alpha Centauri A verdeckt, aber auch im verbleibenden Lichtmuster ist der Exoplanet nicht auszumachen. Erst nachdem das Lichtmuster auf Basis von Referenzbildern und mithilfe von Algorithmen subtrahiert wurde, tauchte der Exoplanet auf.

Die Aufnahme des Weltraumteleskops (li.), mit Maske (Mitte) und nach der Herausrechnung deren Musters

(Bild: NASA, ESA, CSA, STScI, A. Sanghi (Caltech), C. Beichman (JPL), D. Mawet (Caltech), J. DePasquale (STScI))

Auch wenn die beiden Folgebeobachtungen im Februar und April dieses Jahres keinen solchen Nachweis geliefert haben, ist das Forschungsteam optimistisch, dass er noch folgen wird. Sollte die Existenz des Himmelskörpers tatsächlich bestätigt werden, wäre das ein Meilenstein für die Astronomie, meint Aniket Sanghi vom California Institute of Technology, der an der Arbeit beteiligt war. Von allen Himmelskörpern, auf deren Existenz wir nicht nur durch indirekte Daten schließen können, wäre er derjenige, der uns am nächsten ist. Zudem wäre er den Riesenplaneten im Sonnensystem ähnlicher als alle anderen abgebildeten Exoplaneten. Obwohl er in der habitablen Zone liegt, wäre erdähnliches Leben auf ihm deshalb aber nicht möglich. Auf möglichen Monden jedoch schon.

Auf Basis der gesammelten Daten meint das Forschungsteam, dass der Exoplanet auf die Masse des Saturn kommen könnte und von Alpha Centauri A etwa so weit entfernt ist wie die Erde oder der Mars von der Sonne. Dass er auf dieser vergleichsweise engen Bahn überhaupt direkt abgebildet werden kann, unterstreicht die Leistungsfähigkeit des Weltraumteleskops. Immerhin habe man hier womöglich ein Objekt gefunden, das 10.000 Mal lichtschwächer ist als sein Stern. Die Forschungsgruppe stellt die Arbeit und den möglichen Nachweis in zwei Artikeln vor, die zur Veröffentlichung in den Astrophysical Journal Letters angenommen wurden und bereits einsehbar sind.

Alpha Centauri A und B bilden rund vier Lichtjahre entfernt von uns ein Paar aus zwei Sternen, die mit dem dritten Stern Proxima Centauri ein Dreifachsystem ausmachen. Letzterer ist mit Abstand der kleinste der drei Sterne und unserer Sonne am nächsten. Auch deshalb bildet das System seit Langem besonders viel Interesse auf sich. Um Proxima Centauri wurden inzwischen drei Exoplaneten gefunden, bei Alpha Centauri ist die Suche deutlich schwieriger. Schon seit Jahren gibt es Überlegungen, eine interstellare Mission dorthin zu schicken. Mit zumindest vorstellbarer, wenn auch gegenwärtig noch nicht ansatzweise realistischer Technik könnte das System in wenigen Jahrzehnten erreicht werden.

(mho)

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