Warum ist die DHL-Maschine, Rufname „Postman 18D“ kurz vor dem litauischen Flughafen Vilnius abgestürzt? Seit dem frühen Montagvormittag rätseln Laien und Experten über die Ursache. Klar ist: Das Flugzeug ist regulär angeflogen, hatte Funkkontakt, war im Endanflug. Zuletzt glückte offenbar ein Frequenzwechsel nicht, aber von einer falsch eingestellten Frequenz stürzt ein Flugzeug nicht ab. Bislang hielten sich die Behörden zu Spekulationen bedeckt.
Von den vier Crewmitgliedern haben drei überlebt. Laut einem Überlebenden soll es im Innern keinen Rauch oder Feuer gegeben haben. Ein Anschlag scheint – Stand jetzt – unwahrscheinlich.
Ein Video, das in Pilotenkreisen zirkuliert, soll zeigen, wie die Maschine im allerletzten Moment ihre Lage ändert, möglicherweise kurz vor Bodenkontakt hochgerissen wird. Bis dahin wirkt die Sinkrate gleichmäßig.
Auffällig außerdem: Einige Stunden nach dem Absturz ist zu sehen, wie am Flughafen Vilnius eine Maschine der polnischen Flugsicherung über Stunden rund um den Flughafen kreist, Höhe auf- und abbaut, und immer wieder in unterschiedlichen Winkeln anfliegt.
Polnische Flugsicherung prüft ILS-Anflugsysteme
Auf Anfrage erklärte die polnische Flugsicherung, die Behörde überprüfe regelmäßig unterschiedliche Anflugsysteme, auch am Flughafen Vilnius.
Vor dem Hintergrund des Absturzes habe die litauische Seite darum gebeten, die sogenannten ILS-Systeme vorrangig zu prüfen. Dieses Instrumentenlandesystem hilft Piloten im Endanflug bei der Navigation bis zur Landebahn. Funksignale werden im Cockpit übersetzt und zeigen an, ob das Flugzeug im richtigen Winkel anfliegt.
Zum Zeitpunkt des DHL-Anflugs war es früher Morgen, also dunkel, die Wolken hingen tief. „Postman 18D“ hatte sich zuvor bei der zuständigen Lotsin versichert, dass er das ILS nutzen könne. Ob ein technischer Fehler im Zusammenhang mit dem ILS – sei es an Bord der DHL-Frachtmaschine oder am Boden – ursächlich gewesen sein könnte, ist weiterhin unklar.
Klar ist: Die polnische Flugsicherung hat diese konkrete mögliche Ursache intensiv geprüft. Mehr als vier Stunden flog die Beech King Air mit auffällig regenbogenfarbener Lackierung immer wieder den Flughafen Vilnius an und prüfte das Landeverfahren.
„Derzeit ist es erheblich zu früh, auch nur vorläufige Schlussfolgerungen zu ziehen“, erklärte Marcin Hadaj, Pressesprecher der polnischen Flugsicherung gegenüber dem Tagesspiegel. Erkenntnisse würden direkt an die Techniker in Litauen übermittelt.