Abschied 2026: Schiedsrichter-Trio um Aytekin vor letzter Saison

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Dieses Jahr gab es nur einen Wechsel im 24er-Kader der Bundesliga-Schiedsrichter. 2026 werden hingegen gleich drei Referees ihre aktive Karriere beenden, darunter Spitzenkraft Deniz Aytekin.

 Tobias Welz, Deniz Aytekin und Frank Willenborg (v. li.).

Beenden 2026 ihre aktive Schiedsrichter-Karriere: Tobias Welz, Deniz Aytekin und Frank Willenborg (v. li.). imago images (3)

Zuletzt gab es dreimal nur einen Sommerwechsel im 24er-Kader der Bundesliga-Schiedsrichter. 2023 nahm Timo Gerach (38) den Platz von Benjamin Cortus (43) ein, 2024 ersetzte Florian Exner (34) den früheren FIFA-Referee Marco Fritz (47) und dieses Jahr machte der zweimalige Weltschiedsrichter Felix Brych (50) Platz für Robin Braun (29).

Im nächsten Jahr wird es allerdings deutlich mehr personelle Veränderungen bei den Elite-Schiris geben. Und erneut wird eine renommierte Spitzenkraft mit dem Pfeifen aufhören: Deniz Aytekin (47), der unter anderem in seiner Zeit als FIFA-Schiri von 2011 bis 2022 54 Europapokal-Spiele leitete, darunter 21 in der Champions League.

Während Brych über viele Jahre die deutsche Nummer 1 auf internationalem Parkett verkörperte, erfährt Aytekin vor allem national bei Protagonisten wie Zuschauern seit längerer Zeit große Anerkennung und Wertschätzung.

Irgendwann ist auch mal jemand für mich zur Seite getreten, wodurch ich aufsteigen konnte.

Neben dem Unternehmer aus Oberasbach, der 2019, 2022 und 2024 zum DFB-Schiedsrichter des Jahres gewählt wurde, werden auch die etablierten Bundesliga-Referees Tobias Welz (48) und Frank Willenborg (46) nach Ende der Saison 2025/26 ihre aktiven Karrieren auf dem Platz beenden.

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"Ich bin Teil der Fußballfamilie und der Fußball hat mir sehr viel gegeben. Erst vor wenigen Monaten bin ich für meine 30-jährige Tätigkeit als Schiedsrichter geehrt worden. Diese Ehrung hat in mir eine Reflexion ausgelöst. Ich habe dort sehr viele junge Menschen gesehen, die auf ihre Chance warten, irgendwann einmal aufzusteigen", sagt Aytekin: "Mir ist bewusst, dass irgendwann auch mal jemand für mich zur Seite getreten ist, wodurch ich aufsteigen konnte. Das hat in mir einen Prozess ausgelöst, an dessen Ende die Entscheidung stand, dass ich meine Karriere nach der neuen Saison beenden werde."

In die neue Saison geht Aytekin, der bisher zweimal den Klassiker zwischen Bayern und Dortmund sowie 2017 das DFB-Pokal-Finale zwischen Frankfurt und dem BVB geleitet hat, aber nochmals mit großem Ehrgeiz. Aktuell befindet sich Aytekin nach einem Anfang Juli erlittenen Muskelfaserriss noch im Aufbautraining. Sobald er wieder vollständig fit ist, wird er den für weitere Einsätze obligatorischen Leistungstest mit Sprints und Intervallläufen absolvieren und vermutlich etwas später in die Saison einsteigen.

"Bewusst loszulassen von etwas, das man liebt, ist keine einfache Entscheidung - aber eine sehr überlegte. Ich möchte aufhören in einer Phase, in der ich noch mit voller Überzeugung, Leidenschaft und Klarheit auf dem Platz stehe. Es ist mir wichtig, als Persönlichkeit wahrgenommen zu werden, die präsent und geschätzt ist - nicht erst dann zu gehen, wenn die Zweifel beginnen", sagt Aytekin, für den bisher 241 Bundesliga-Partien in der Vita stehen. Er wolle in der kommenden Saison weiterhin mit "voller Konzentration und Freude pfeifen", um danach "auf eine lange, positive und erfüllte Karriere zurückzublicken".

Welz trug ebenso von 2013 bis 2019 das FIFA-Abzeichen und durfte neben zehn Europacup-Spielen auch das Pokalfinale 2020 zwischen Leverkusen und Bayern leiten. Schon 2024 habe er entschieden, dass die kommende, seine 27. als Schiri im Profibereich, seine letzte sein werde, so der Polizeibeamte aus Wiesbaden.

Welz: "Schiedsrichterei hat mir viel abverlangt, aber auch viel zurückgegeben"

"Alles hat seine Zeit, und für mich ist nach dieser Saison der richtige Zeitpunkt gekommen, diese sehr schöne, erfolgreiche und intensive Phase meines Lebens abzuschließen. Insgesamt bin ich nun seit über 35 Jahren Schiedsrichter und blicke sehr positiv auf diese lange Zeit zurück, denn die Schiedsrichterei ist ein wunderbarer Sport, der mir auf der einen Seite extrem viel abverlangt, aber auf der anderen Seite auch unwahrscheinlich viel zurückgegeben hat", sagt Welz, der einmal das Topspiel zwischen Bayern und Dortmund gepfiffen hat und in der Vergangenheit immer mal wieder mit Verletzungspausen zu kämpfen hatte. Auch aktuell fällt Welz wegen einer Muskelblessur aus und konnte wie Aytekin noch keinen Leistungstest absolvieren.

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Fit und einsatzbereit ist dagegen Willenborg, der kurz vor seinem Karriereende seine beste Phase als Schiedsrichter zu erleben scheint. Jedenfalls war er in der abgelaufenen Bundesliga-Saison mit einem Schnitt von 2,55 (10 Einsätze) der beste Schiri nach kicker-Noten, knapp vor Aytekin (2,6/5 Einsätze). Beide waren wegen Verletzungen später in die Saison eingestiegen.

Wer kommt neben Burda als Nachfolger infrage?

Willenborg, der erst 2016 in die Bundesliga aufstieg, steht bei 100 Bundesliga-Einsätzen. Eine besondere Marke für den Realschullehrer aus Niedersachsen. "Die 100-Spiele-Marke erreicht zu haben - und das als Spätberufener - macht mich schon stolz. Das ist eine tolle Zahl. Auch deshalb verbinde ich mit meinem anstehenden Karriereende nur Positives: Denn ich mache den Weg frei für jüngere Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter", sagt Willenborg, der seine Zeit als Profi-Schiri schon jetzt "als erfüllende Zeit" einstuft und sich darüber freut, dass er selbst über den Moment des Aufhörens entscheiden durfte.

"Deniz, Tobias und Frank haben sich aus freien Stücken dazu entschieden, ihre Karriere zu beenden, weil sie für sich herausgefunden haben, dass das Ende der kommenden Saison der richtige Zeitpunkt ist. Dafür gebührt ihnen mein größter Respekt", betont Schiri-Chef Knut Kircher und lobt den "Weitblick" des Trios, der ihm frühzeitige Planungssicherheit ermögliche.

Der Geschäftsführer der DFB Schiri GmbH wird mit seiner Führungscrew in der kommenden Saison also auch intensiv prüfen müssen, wer neben dem schon in der Bundesliga getesteten Max Burda für einen Aufstieg 2026 infrage kommen könnte. Dass das kein leichtes Erbe wird, bekräftigt Peter Sippel, der Sportliche Leiter der Bundesliga-Schiris: "Wir verlieren mit Deniz, Tobias und Frank am Saisonende herausragende Schiedsrichterpersönlichkeiten und damit auch viel Qualität im Team der Bundesliga-Schiedsrichter."

2025/26 ist das Trio, wenn auch wohl teilweise etwas verspätet, aber nochmals am Start - und unvermindert gefordert. Wie auch Kircher verdeutlicht: "Wir werden nun alles dafür tun, dass Deniz, Tobias und Frank unter besten Voraussetzungen in die neue Saison gehen und ihre gewohnten Top-Leistungen bringen können."

Carsten Schröter-Lorenz

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