Die spanische Presse sieht Robert Lewandowski im Champions-League-Olymp angekommen. Ein Blick auf die Zahlen des polnischen Torjägers zeigt, dass das Passieren der 100-Tore-Marke nur die Spitze des Eisbergs ist.
Im Champions-League-Olymp angekommen: Robert Lewandowski. imago images
Am Dienstagabend um 21.10 Uhr war es an der Zeit. Robert Lewandowski erreichte als erst dritter Spieler in der Geschichte der 1992 eingeführten Champions League die Marke von 100 Toren. Nur Cristiano Ronaldo (140 in 183 Spielen) und Lionel Messi (129 in 163 Spielen) trafen - natürlich - noch häufiger.
"Er ist unfassbar", schwärmte Cheftrainer Hansi Flick nach dem 3:0 gegen Stade Brest: "Ich hatte ihn schon bei Bayern und auch da hat er viele Rekorde gebrochen." Als Flick das sagte, hatte Lewandowski, mit sieben Treffern aktuell Führender im Wettbewerb, gerade erst seinen Doppelpack geschnürt und Nummer 101 nachgelegt. Dafür hat der polnische Torjäger nur 125 Spiele gebraucht, insgesamt gegen 37 unterschiedliche Gegner getroffen.
Dem ersten Tor im Wettbewerb als 23-Jähriger - für heutige Verhältnisse also als "Spätberufener" - im Trikot von Borussia Dortmund folgte im Alter von 36 Jahren am Dienstag Nummer 100. Für den Meilenstein brauchte Lewandowski 10.541 Champions-League-Minuten - er traf somit alle 105 Minuten und 25 Sekunden.
17 Treffer erzielte er im Trikot des BVB, mit Abstand die meisten für die Bayern (69) und nun schon 15 für Barcelona. 14 aufeinanderfolgende Champions-League-Saisons mit mindestens einem Treffer kann kein aktueller CL-Profi auch nur ansatzweise toppen.
Albtraum für Vlachodimos - Legendäres Halbfinale
Rekorde hält Lewandowski in der Königsklasse diverse. Für einen brauchte er nur ein einziges Spiel im Barcelona-Trikot: Bei seinem CL-Debüt für die Katalanen erzielte er am ersten Spieltag der Saison 2022/23 einen Dreierpack beim 5:1 gegen Viktoria Pilsen. Lewandowski ist damit der erste Profi, der für drei verschiedene Klubs einen Dreierpack in der Königsklasse erzielte.
Auch sein 100. Champions-League-Spiel war ein denkwürdiges: Für die Bayern machte er gegen Benfica einen Hattrick und war damit der schnellste Spieler in der Geschichte des Wettbewerbs, der die 80-Tore-Marke erreichte. Messi benötigte dafür 102 Spiele, Cristiano Ronaldo gar 116.
Apropos Benfica: Die Portugiesen sind gemeinsam mit Roter Stern Belgrad Lewandowskis absoluter Lieblingsgegner im Wettbewerb, sieben Tore schenkte er beiden Klubs jeweils ein. Dahinter folgen Real Madrid und Salzburg mit je sechs, gegen Barcelona traf er viermal - und jüngst auch erstmals gegen die Bayern.
Albträume von Lewandowski, der am liebsten gegen Spanier (14), Engländer (10) und Portugiesen (9) trifft, hat sicherlich der in Stuttgart geborene Odysseas Vlachodimos. Der griechische Nationalkeeper (jetzt bei Newcastle) kassierte in seiner Zeit bei Benfica zwischen 2018 und 2023 in vier Aufeinandertreffen mit Lewandowskis Bayern immer mindestens ein Gegentor - sieben in Summe.
Die hohe Zahl der Treffer gegen Real Madrid ist freilich auf das legendäre Dortmunder Halbfinal-Hinspiel in der Königsklasse 2013 zurückzuführen. Es ist bis heute das einzige Mal, dass ein Spieler vier Tore in einem Champions-League-Halbfinale erzielte. Noch so ein Rekord.
Wann ist Lewandowski am gefährlichsten?
Wie teilen sich aber die Tore auf? Wann ist Lewandowski wirklich am gefährlichsten? Während der Pole tatsächlich noch nie in der Verlängerung getroffen hat, ist seine Bilanz ansonsten recht ausgeglichen. 14-mal traf er in der Anfangsviertelstunde, 15-mal zwischen der 16. und 30. Minute sowie 17-mal zwischen der 31. und 45. Minute.
Genauso häufig netzte er auch in der ersten Viertelstunde nach der Pause, ehe der Modellathlet erst so richtig Fahrt aufnimmt. 18-mal schlug Lewandowski zwischen Minute 61 und 75 zu, am liebsten aber trifft er in der Schlussviertelstunde. Dass 38 Prozent seiner Tore in den letzten 30 Minuten kamen, spricht auch für die herausragende Fitness Lewandowskis.
Dass Lewandowski selten in "wichtigen" Spielen trifft, ist ebenfalls eine Mär. In 48 K.-o.-Auftritten in der Königsklasse traf der Pole 32-mal - macht einen Schnitt von 0,67 Toren pro Spiel. Nur Cristiano Ronaldo (67), Messi (49) und Karim Benzema (34) haben mehr Tore in der K.-o.-Phase vorzuweisen. 16-mal schlug Lewandowski im Achtelfinale, sechsmal im Viertelfinale und sogar siebenmal im Halbfinale zu. In der Gruppenphase sind es bei Lewandowski gar 0,9 Tore im Schnitt (69 in 77).
Bei den Assists toppt keiner Müller
Und wie schießt Lewandowski am liebsten seine Tore? Der Ruf als Strafraumstürmer ist wohlverdient - nur vier der 101 Treffer gelangen ihm von außerhalb des Strafraums. Lewandowski traf 65-mal mit rechts, 20-mal per Kopf, 16-mal mit links. Ein einziges erzielte er per direktem Freistoß, 17 via Elfmeter und 83 aus dem Spiel heraus.
Der mit Abstand eifrigste Assistgeber Lewandowskis war Thomas Müller, der zehn Champions-League-Treffer vorbereitete. Auf den Plätzen folgen Marco Reus und Mario Götze, die Lewandowski je fünfmal in der Königsklasse bedienten.
Bei "Lewy" von Champions-League-Olymp zu sprechen, scheint also gar nicht so vermessen.
Maximilian Schmidt