Verlag Axel Springer: Mitarbeitende kritisieren schärfere Büropflicht

vor 3 Stunden 1

Unruhe im Verlag Axel Springer: Ein Bericht des »Mediensinsider«  legt nahe, wie gewaltig es in den Springer-Redaktionen nach der Veröffentlichung einer neuen Betriebsvereinbarung zu ruckeln scheint. Im Intranet haben demnach Dutzende Mitarbeitende ihren Unmut geäußert. Hauptgrund: Eine neue Absprache zwischen Konzern und Betriebsräten soll eine weitreichende Rückkehrpflicht ins Büro vorsehen.

Die Springer-Betriebsräte sprechen von einer »einseitigen Kündigung unserer bisherigen Vereinbarung Mobiles Arbeiten«. Diese hielten sie »nach wie vor für falsch« und »für einen Rückschritt«. Man habe »aufreibende Verhandlungen« hinter sich und weitere stünden noch bevor.

Die neue Konzernvereinbarung sieht demnach vor:

• Ab dem 1. September 2025 gilt bei Axel Springer die Devise »Office first«.

• Konzernweit sollen Mitarbeitende dann 80 Prozent ihrer Arbeitszeit im Büro (respektive auf Dienstreise) verbringen, nur noch 20 Prozent können mobil gearbeitet werden – sofern es die Tätigkeit zulässt.

• Die individuelle Arbeitszeit soll über die Woche verteilt werden – eine Verlagerung der Home-Office-Tage auf montags oder freitags will der Konzern vermeiden.

• An einem Präsenztag können Mitarbeitende ihre Arbeit »teilweise« mobil gestalten, »wenn der überwiegende Teil der täglichen Arbeitsleistung vor Ort stattfindet«.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Döpfner eine verstärkte Büropräsenz in Aussicht gestellt. Damit folgt Axel Springer dem allgemeinen Trend : Laut einer Bitkom-Umfrage vom Mai 2025 hat jedes fünfte Unternehmen in Deutschland das Homeoffice wieder abgeschafft, weitere fünf Prozent planen diesen Schritt. Zwar ermöglichen noch 58 Prozent der deutschen Firmen zumindest Teilen ihrer Belegschaft das Arbeiten von zu Hause – jedoch wollen 15 Prozent die Homeoffice-Möglichkeiten reduzieren.

In der Axel-Springer-Belegschaft scheint das in Zeiten von Stellenabbau zusätzlich für großen Frust zu sorgen, wie Auszüge aus den Kommentaren im Intranet zeigen: Moderne Arbeit brauche Vertrauen, nicht Kontrolle, schreiben manche Mitarbeitende. Anderen »brennt das Herz« angesichts der Situation im Haus.

Klagen über zu wenige Büroflächen

Kritisch bleibt die Einstellung in der Belegschaft auch hinsichtlich der Büroflächen, hier pfeife es »jetzt schon aus allen Löchern«. Vor allem im Neubau des Konzerns würde über Platzmangel und Lautstärke geklagt. Besonders dann, wenn viele Mitarbeitende zeitgleich im Büro arbeiteten. Der Wunsch nach Lösungen scheint groß. In Einzelfällen wurden individuelle Regelungen aber offenbar schon in Aussicht gestellt.

Arbeitsrecht, Coaching, aktuelle Nachrichten und menschliche Geschichten: So verpassen Sie keine Artikel aus dem Bereich Job & Karriere des SPIEGEL.

Für Fälle, in denen Dissens zwischen Mitarbeitern und Führungskräften herrscht, will der Betriebsrat nun noch über eine Clearingstelle verhandeln.

Seit der Aufspaltung des Konzerns Anfang des Jahres halten Verlegerwitwe Friede Springer und Springer-Chef und Großaktionär Mathias Döpfner die Hand über das Mediengeschäft des Konzerns mit Marken wie »Bild«, »Business Insider«, »Welt« und »Politico«.

Das gewinnträchtige Geschäft mit Kleinanzeigen wie Jobportalen (Stepstone) und Immobilien (Aviv) verwalten dagegen der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und der kanadische Pensionsfonds CPP Investments. Bei diesen »Classifieds« sind Döpfner und Friede Springer mit einem – nicht bezifferten – Minderheitsanteil investiert.

Gesamten Artikel lesen