Ist es außerirdisches Leben? An Bord der chinesischen Raumstation Tiangong ("Himmelspalast") ist ein bisher unbekannter Bakterienstamm entdeckt worden, der auf der Erde nicht vorkommt. Das haben Forscher der Shenzhou Space Biotechnology Group und des Beijing Institute of Spacecraft System Engineering bekannt gegeben.
Die Mikroben wurden in Proben gefunden, die 2013 an Bord der Station genommen wurden. Nach dem Fundort hat das Team um Junxia Yuan das Bakterium "Niallia tiangongensis" genannt. Es sei ein stäbchenförmiges Bakterium, dessen nächster Verwandter das irdische Bakterium Niallia circulans sei, schreibt das Team in der Fachzeitschrift International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology.
Unklar ist, ob Niallia tiangongensis auf der Raumstation entstanden oder ob es in Form von Sporen dort hingelangt ist. Zwar werden Menschen und Gegenstände, die zu einer Raumstation gebracht werden, vorher überprüft. Dennoch lässt es sich nur schwer vermeiden, dass trotzdem Mikroben ungewollt mit ins All reisen.
Niallia tiangongensis verwertet Gelatine
Die Mikrobe verfügt über eine Fähigkeit, die ihre irdischen Verwandten nicht haben: Sie kann Gelatine als Quelle für Stickstoff- und Kohlenstoff nutzen. Dafür kann es andere Stoffe, die den irdischen Verwandten als Energiequelle dienen, nicht verwerten.
Unklar ist noch, ob Niallia tiangongensis eine Gefahr für die Gesundheit der Taikonauten darstellt. Seine Fähigkeit. Gelatine zu verdauen, könnte eine Gefahr darstellen. Das irdische Bakterium Niallia circulans kann zumindest bei Menschen, deren Immunsystem geschädigt ist, eine Sepsis auslösen.
Die chinesische Raumfahrtbehörde ist nicht die Einzige, die sich mit dem Problem der extrem robusten Mikroben herumschlägt: Die NASA hat kürzlich die Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht: Demnach fanden sich in den Reinräumen, in denen die US-Raumfahrtbehörde die Mission Mars Phoenix vorbereitet, 26 bisher unbekannte Mikroben. Ihnen gemeinsam ist die Fähigkeit, in sterilen Umgebungen zu überleben.
(wpl)