Umfrage „Jugend in Deutschland“: Die Jungen sind viel besser, als die Alten meinen

vor 10 Stunden 1

Jugend ohne Gott, enttäuscht von der Politik, im Krisenmodus, unter Druck, aber voller Hoffnung und Verantwortungsgefühl, und – zu abhängig vom Smartphone. Darauf lässt sich, zugespitzt, der Tenor der Studie „Jugend in Deutschland“ von Simon Schnetzer, Kilian Hampel und Klaus Hurrelmann reduzieren.

2027 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren und – um einen Generationenvergleich anstellen zu können – 4007 Bürger im Alter von 30 bis 69 Jahren haben sie befragt. Das Ergebnis spricht dem Vorurteil, die junge Generation sei resigniert, desinteressiert und faul, Hohn. Folgt man den Studienmachern, trifft das Gegenteil zu, verbunden mit der Erwartung an die Politik, „eine lebenswerte Zukunft“ zu ermöglichen und nicht nur den Status quo zu verwalten.

Forderung an die neue Regierung

Darin stecken die Enttäuschung über die letzte Bundesregierung, die in ewigem Streit mit sich selbst beschäftigt war, und die Forderung an die neue, schwarz-rote Koalition, es besser zu machen. Dass junge Menschen stärker von Unsicherheiten geprägt sind als ältere, wird niemanden verwundern, schließlich haben sie ihren Platz in der Gesellschaft in der Regel noch nicht gefunden und ihre Ziele nicht erreicht. Was die demokratischen Parteien, außer den politischen Großthemen wie dem von Putin entfachten Krieg in Europa oder der Klimakrise, unbedingt in ihr Aufgabenheft nehmen sollten, ist die Ahnung der Jungen, dass ihnen bei aller Anstrengung ein Wohlstand, wie ihn die Älteren erreicht haben, verwehrt bleiben könnte.

Familie, Partnerschaft und die eigenen Ziele im Leben geben der „Generation Y“ und der „Generation Z“ Halt, religiöse Überzeugungen weniger. 60 Prozent der Befragten im Alter von 14 bis 29 Jahren sagen, sie glaubten nicht an einen persönlichen Gott, bei der vorangegangenen Umfrage im Jahr 2022 sagten das erst 51 Prozent. Bildungs- und Medienpolitik sollten sich derweil mit dem Befund befassen, dass mehr als die Hälfte der Jungen (55 Prozent) Social Media als Ursache psychischer Belastungen nennt, 47 Prozent sagen, Social Media raube ihnen Zeit für andere wichtige Aktivitäten, 35 Prozent räumen ein, dass man ihren Umgang mit dem Smartphone als „Sucht“ bezeichnen könnte.

„Digitale Medien, Social Media und Künstliche Intelligenz prägen das Leben junger Menschen – mit Licht- und Schattenseiten“, sagt der Sozialforscher Klaus Hurrelmann. Die „Zusammenhänge zwischen digitalem Nutzungsverhalten und psychischer Belastung“ träten klar zutage. Eine „umfassende digitale Bildungsoffensive, die Resilienz, kritisches Denken und Medienkompetenz stärkt“, sei das Gebot der Stunde. Bleibt nur die Frage, wer diese wie und wo umsetzt.

Gesamten Artikel lesen