Die Nachricht traf die Apple-Szene unvorbereitet: Das Pixelmator Team verkauft seine gleichnamige App an den iPhone-Hersteller – und (fast) alle Entwickler kommen mit. Die Meldung von vor knapp einem Monat sorgte aber gleichzeitig auch für Verunsicherung unter der Nutzerschaft: Pixelmator ist – ähnlich wie die reine Fotobearbeitung Photomator – auf Mac, iPad und iPhone als Photoshop-Alternative beliebt. Man möchte daher nicht, dass Apple hier "Mist baut", Usern Funktionen entzieht und die App letztlich verschlimmbessert. Doch wie groß ist die Gefahr tatsächlich? Ein Blick auf frühere Aufkäufe und Integrationen kleinerer Firmen durch Apple zeigt, dass zumindest nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird – und es Cupertino oftmals besser gelingt als der Konkurrenz, solche Akquisitionen einzubinden.
Apple integriert besser als Microsoft oder Google
Werden Apps oder Funktionen von Firmen wie Microsoft, Google oder Meta übernommen, bereiten sich Nutzer normalerweise auf das Schlimmste vor: Manchmal werden diese zwar zunächst weiterbetrieben, oftmals geben die Konzerne sie aber auch nach absehbarer Zeit komplett auf. Teilweise möchten die Unternehmen auch nur die Talente einkaufen: Aus Nutzersicht ist das unbefriedigend. Apple hingegen hat in der Vergangenheit gezeigt, dass Aufkäufe im eigenen Ökosystem "weiterleben" – und sogar zu zentralen Bestandteilen dieses werden. Aber auch hier gibt es manchmal Kritik – dann nämlich, wenn Apple sich später weniger um einen Aufkauf kümmert oder dessen Strategie umwirft.
Zu den bekanntesten Integrationen Apples zählen die Musikbibliothek iTunes (heute Musik-App), die Sprachassistentin Siri und die Shortcut-Umgebung Kurzbefehle. iTunes hieß einst SoundJam MP und kam von Cassady & Greene, Siri stammte vom gleichnamigen US-Unternehmen, einem Spin-off des Forschungsinstituts SRI International. Kurzbefehle (Shortcuts) hieß wiederum früher Workflow und zeigte Apple, wie man iPhone & Co. visuell skripten konnte. Alle drei genannten Produkte existieren in Apples Ökosystem weiter und haben eine wichtige Rolle, auch wenn sie keineswegs perfekt sind.
Einbau in Fotos oder eigene Profi-App im Abo?
Beim Pixelmator Team gibt es nun mehrere Möglichkeiten. Die litauische Firma könnte ihre Technik als Einzel-App weiterführen und sie sich von Apple finanzieren lassen – ein wenig wie die Fotos-App oder die iWork-Bestandteile, die kostenlos für Nutzer sind. Denkbar wäre auch ein direkter Einbau in die Fotos-App, um die dortigen Editierfunktionen zu verbessern. Allerdings dürfte dies professionelle Nutzer von Pixelmator eher verärgern, da diese ungern mit Apple Fotos arbeiten. Schließlich könnte Pixelmator auch als Profi-App Apple-Anwendungen wie Logic (übrigens auch einst ein Aufkauf) und Final Cut Pro ergänzen und dann im Jahresabo an die Nutzer gebracht werden.
Unklar bleibt noch, wie eng Apple Pixelmator an sich bindet. Töchter wie Beats oder Shazam haben eine größere Autonomie, doch dafür scheint das Pixelmator Team zu klein. Was genau die Zukunft bringt, wurde noch nicht verraten. Beim Pixelmator Team hieß es am 1. November lediglich, man hoffe nun, noch ein größeres Publikum zu erreichen und Kreativen noch mehr zu helfen. Zunächst soll bei Pixelmator und Photomator alles beim Alten bleiben, allerdings könnte sich das natürlich ändern. Eine Genehmigung der Übernahme durch Regulierungsbehörden gilt als wahrscheinlich, sie ist aber noch nicht abgeschlossen.
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(bsc)