Trump-Putin-Treffen in Anchorage: Was Alaska und Russland verbindet

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 »Der einzige Ort, der für Putin besser wäre als Alaska, ist Moskau«

Sukakpak Mountain im US-Bundesstaat Alaska: »Der einzige Ort, der für Putin besser wäre als Alaska, ist Moskau«

Foto: Lance King / Getty Images

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Warum treffen sich Putin und Trump in Alaska, und was ist daran problematisch?

US-Präsident Donald Trump hat Russlands Machthaber Wladimir Putin auf US-amerikanisches Staatsgebiet eingeladen, was der Kreml positiv kommentiert. »Russland und die USA sind enge Nachbarn, die aneinandergrenzen«, sagte Kremlberater Jurij Uschakow. »Da ist es ziemlich logisch, dass unsere Delegation einfach über die Beringstraße fliegt, und ein so wichtiges und mit Spannung erwartetes Gipfeltreffen zwischen den Staatschefs beider Länder in Alaska stattfindet«, fügte er hinzu.

Die Wahl ist für Putin aus Sicherheitsgründen günstig, da er es auf dem Weg nach Alaska vermeiden kann, über fremdes Staatsgebiet zu fliegen. Aus historischen Gründen ist der Gipfelort aber problematisch: Es handelt sich um ehemals russisches Gebiet. (Mehr dazu weiter unten im Text)

Scharfe Kritik kam etwa vom ehemaligen US-Sicherheitsberater John Bolton: »Das ist zwar nicht ganz so schlimm wie Trumps Einladung an die Taliban, nach Camp David zu kommen, um über die Friedensverhandlungen in Afghanistan zu sprechen«, sagte Bolton dem US-Sender CNN. Aber das geplante Treffen zwischen Trump und Putin erinnere ihn daran.

»Der einzige Ort, der für Putin besser wäre als Alaska, ist Moskau«, fügte Bolton hinzu. Tatsächlich hatte der Kreml bereits erklärt, ein zweites Treffen auf russischem Boden ausrichten zu wollen. Eine entsprechende Einladung sei schon an den US-Präsidenten verschickt worden.

Wie kamen die Russen nach Alaska?

Alaska gehörte bis 1867 zum russischen Reich. Zahlreiche Seeleute im Auftrag Russlands hatten ab Mitte des 18. Jahrhunderts die Küste Alaskas erreicht und waren in den Pelzhandel eingestiegen, den Indigene seit Jahrhunderten auf der Beringsee betrieben.

Indigene in Alaska um 1880

Indigene in Alaska um 1880

Foto: Graphic House / Getty Images

1799 übernahm die sogenannte Russisch-Amerikanische Kompanie das Monopol über den Handel in Russisch-Amerika, das damals auch Alaska und die Inselgruppe der Aleuten umfasste.

Russisch-orthodoxe Kirche in Alaska (um 1895)

Russisch-orthodoxe Kirche in Alaska (um 1895)

Foto: FPG / Getty Images

Die Neuankömmlinge gründeten russische Siedlungen und Schulen und führten die orthodoxe Religion ein, die Zahl der Siedler stieg Schätzungen zufolge aber nie über 1000. Bald schwanden die Profite aus dem Pelzhandel, unter anderem, weil die Russen zu viele Wildtiere getötet hatten. Zudem sorgten sie sich vor den Briten, die damals Teile Kanadas kontrollierten und Alaska womöglich hätten einnehmen können. Die Kolonie erschien ihnen nicht mehr lukrativ, sodass sie sie 1867 an die USA verkauften – für 7,2 Millionen Dollar.

Was geschah nach dem Zweiten Weltkrieg?

Der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion zog ab 1948 eine harte Grenze zwischen Alaska und dem russischen Festland. Plötzlich war Alaska die Verteidigungslinie im Fall eines möglichen Angriffs der Sowjetunion. Es wurden Militärbasen errichtet, etwa der Stützpunkt Elmendorf-Richardson bei Anchorage, auf dem nun das Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin stattfindet. Der sowjetische Diktator Josef Stalin schloss die Grenze zwischen Alaska und Sibirien abrupt. Bis dahin hatten Familien auf beiden Seiten der Beringstraße frei hin und her reisen können.

US-Präsident Dwight D. Eisenhower erklärt Alaska zum 49. Bundesstaat der USA 1959

US-Präsident Dwight D. Eisenhower erklärt Alaska zum 49. Bundesstaat der USA 1959

Foto: Historical / Corbis / Getty Images

Mehr als 40 Jahre lang überquerte kaum jemand die Grenze, Familien wurden auseinandergerissen. Die Beringsee galt als Gegenstück zum Eisernen Vorhang in Europa. 1959 wurde Alaska offiziell zum 49. Bundesstaat der USA.

Wie war die Lage nach dem Kalten Krieg?

Unter Michail Gorbatschow begann in der Sowjetunion eine Zeit des Umbruchs, die auch die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten verbesserte. Das Wettrüsten zwischen den Großmächten endete, die Grenze in der Beringsee war nicht mehr so hart umstritten. In den späten Achtzigerjahren flogen die ersten Einwohner Alaskas nach Sibirien, um dort Verwandte wiederzutreffen. Das sei ein sehr bewegender Moment gewesen, berichtete ein ehemaliger Mitarbeiter der Regierung in Alaska der »Tagesschau« . Es entstanden Städtepartnerschaften, 1991 etwa zwischen Anchorage und dem sibirischen Magadan. Nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine beendete Anchorage diese allerdings vorerst.

Welche Bedeutung hat Russland heute noch für Alaska?

Auch als US-amerikanischer Bundesstaat ist in Alaska der russische Einfluss noch zu spüren. Nicht nur liegen in der Beringstraße weniger als vier Kilometer zwischen russischen und US-amerikanischen Inseln. Es gibt in etwa 80 aktive russisch-orthodoxe Kirchengemeinden, von denen viele noch den alten russisch-orthodoxen Kalender verwenden.

Orthodoxe Kirche in Alaska

Orthodoxe Kirche in Alaska

Foto: The Washington Post / Getty Images

In Alaska stehen immer noch viele historische russische Gebäude. Viele Indigene in Alaska, die in den ehemals von Russland kolonisierten Regionen lebten, tragen bis heute russische Nachnamen.

Wie blickt Alaskas Gouverneur auf das Treffen – und auf Russland?

Der Republikaner Mike Dunleavy ist seit 2018 Gouverneur der rund 740.000 Einwohnerinnen und Einwohner Alaskas. Auf der Plattform X begrüßte er das geplante Treffen zwischen dem russischen und dem US-Präsidenten.

Was hier »in der Arktis und im Pazifik geschieht, wirkt sich zuerst auf Alaska und dann auf den Rest des Landes aus. Es ist nur folgerichtig, dass hier Gespräche von globaler Bedeutung stattfinden«, so Dunleavy.

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»Die Welt wird zuschauen, und Alaska ist bereit, dieses historische Treffen auszurichten.«

An dem Tag, an dem Trump verkündete, dass er Putin in Alaska treffen wollte, veröffentlichte der US-Sender Fox News  einen Meinungsbeitrag von Dunleavy, in dem er vor Russlands Ambition in der Arktis warnt. Darin schrieb der Gouverneur unter anderem, dass neue Technologien den Zugang zu unerschlossenen Mineral- und Energieressourcen unter dem Eis ermöglichen würden. »Russland hat dies erkannt und einen massiven militärischen Aufbau in der Arktis begonnen. Auch China baut seine Präsenz in der Region rasch aus«, so Dunleavy. »Die Vereinigten Staaten hingegen hinken hinterher, unsere Nordflanke bleibt gefährlich ungeschützt.«

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